Nachdem unser letztes Paket nach Costa Rica ankam, konnte es weiter gehen. Das Paket sollte ursprünglich zur Marina Papagayo geliefert werden, wurde aber zur Marina in Quepos geschickt. Es stellte sich heraus, dass der Einfuhrservice gar nicht zur Marina Papagayo lieferte, obwohl sie sagten, sie bedienten alle größeren Marinas in Costa Rica. Na ja, vielleicht sind das ja nur zwei. Nach etlichen Mails und WhatsApp Konversationen, hatten wir am Ende einen Termin, wann das Paket in Playas del Coco ankommen sollte. Wir benutzten wieder die Adresse von Gunter Winter. Es sollte morgens kommen. Ich teilte noch mit, dass wir nicht vor 10 Uhr vor Ort sein würden. Hätte ich mir sparen können, denn das Paket wurde um 14:30 Uhr “morgens” geliefert. Während der Wartezeit wurden wir gut von Gunter und Maria betreut, es gab sogar Rouladen zu essen – sehr lecker.
In dem Paket war unsere neue Mikrowelle, die zunächst anders aussah als die alte und auch nicht in den Schrank zu passen schien. Nachdem wir eine Blende abgeschraubt hatten, auf der ein “auf keinen Fall entfernen”-Sticker klebte, sah die Mikrowelle der alten schon ähnlicher. Jetzt waren nur noch die Füße anders, aber da konnte man die Halterungen am Schrank verändern, dann würde es schon hinhauen. Nachdem Mathias mehrere Holzplatten aus dem Schrank ausgebaut hatte, sägte er auch noch eine zusätzliche Lüftungsöffnung in den Schrank, schließlich war die alte Mikrowelle ja an Überhitzung gestorben. Diese Baustelle ist nun behoben. Weiteres Ersatzteil sollte ein Scharnier für einen unserer Toilettendeckel sein. Statt eines Scharniers hatte Neel aber zwei neue Toilettendeckel geschickt. Warum?? Diese Deckel passten auf keine unserer drei Bordtoiletten. Nun, bei der kaputten ging es so gerade mit etwas gutem Willen, den Deckel anzubauen, steht etwas über und ist vorne etwas zu kurz, hat dafür aber keine Metallscharniere mehr. Wir haben den alten verstaut, falls man doch mal ein Scharnier nachkaufen kann.
Nun hielt uns nichts mehr auf und da Playas del Coco der Hafen zum Ausklarieren war, machten wir uns an einem Dienstag an diese Aufgabe, weil wir am Mittwoch abfahren wollten. Die Carry On war inzwischen auch in der Bucht angekommen. Das ist auch eine Neel 51 (YouTube Carry On Sailing) und wir wollten zusammen nach Mexiko hochsegeln, um die Sicherheit etwas zu erhöhen.
Das Ausklarieren besteht aus 3 Teilen: Einreisebehörde, Zoll und Hafenmeisterei. Die Einreisebehörde ist vor Ort, für die Bescheinigung vom Zoll aber muss man in den nächst größeren Ort (Liberia) fahren. Dort gibt es einen Flughafen mit Zollstation. Und man muss in einer Bank eine Gebühr einzahlen. Zum Glück gibt es eine direkte Busverbindung zum Flughafen und der Bus stand auch schon direkt vor unserer Nase. Also hinein. Am Flughafen lief alles gut ab, die Zollbeamten kamen zu uns in die Halle hinaus, holten die Papiere ab, stellten die Bescheinigung aus und brachten sie uns wieder raus. Auf dem Rückweg erwischten wir denselben Bus, mit dem wir gekommen waren. Er hatte in der Zwischenzeit seine Runde durch die Stadt gedreht. Weiter ging’s zur Bank und zur Einreisebehörde, zum Glück hatte ich schon in Panama City reichlich Kopien unserer Pässe und Schiffspapiere gemacht, sowie mehrere Exemplare einer Crew-Liste auf Spanisch erstellt, sonst hätten wir uns auch noch nach einem Copyshop umsehen müssen. Nach vielen Stempeln und geduldigem Warten hatten wir es geschafft. Nun mussten wir innerhalb von 24 Stunden abfahren, sonst würde die Prozedur von vorne losgehen. Blieb also noch Zeit für einen letzten Einkauf in dem tollen Supermarkt vor Ort, ehe es zurück auf die SAN ging.
Für die Strecke bis Mexiko brauchten wir nur knapp 4 Tage und 3 Nächte. Allerdings waren etliche Motorstunden dabei. Der Wind war über weite Strecken zu gering, oder kam zu sehr direkt von vorne. Nicaragua, El Salvador und Guatemala wollten wir nicht ansteuern. Zwar soll sich die Piratentätigkeit in diesen Ländern auf die karibische Seite beschränken, aber wir hätten jedes Mal einen Covidtest machen müssen und die komplizierten Ein- und Ausreise Prozeduren durchlaufen müssen. El Salvador hat sogar nur eine einzige Marina, in der man Ein- und Auschecken kann und die ist nur zu erreichen, wenn der Schwell nicht zu hoch ist. Es gibt einige wüste Berichte von Yachten, die dort hineingesurft sind. Kein Abenteuer, das uns lockte.
Richtig schnelles Segeln war auf der Strecke nach Mexiko nur in einer Nacht möglich. Das fing ganz normal an: Mathias wollte sich hinlegen und wies mich ein, welcher Kurs und wie die Lage so war. Gut, alles abgenickt und verstanden. Wir hatten volle Segel draußen, also Groß ohne Reff und die Genua. Kaum sitze ich ein Weilchen am Steuerstand und bekomme gerade ein Gefühl für die Fahrt, ändert sich der Wind. Statt 10 Knoten sind es jetzt schon fast konstant 15 Knoten. Hm, ab 16 Knoten sollten wir anfangen übers Reffen nachzudenken und schräge wird es auch schon ….. Nützt nichts, da muss Mathias wieder geweckt werden. Er beschloss dann zwar, die Segel stehen zu lassen und mit dem Wind entlang zu zischen, aber mittlerweile gab es auch noch heftiges Wetterleuchten schräg vor uns und neben uns. Donner war nicht zu hören, also waren die Gewitter weiter weg, trotzdem beeindruckt es schon, wenn die Nacht durch Blitze am Horizont erhellt wird und es war wohl besser, dass wir beide wach waren, um notfalls schnell reagieren zu können. Eine zeitlang kamen in dieser Nacht auch noch zwei Tanker an uns vorbei. Der eine davon war noch während Mathias Wache von ihm angefunkt worden, hatte aber nicht reagiert, auch nicht auf einen DSC Call (eine Art sms per Funkgerät). Zusammen mit James von der Carry On beschloss Mathias zu dem Zeitpunkt, von Motor auf Segel umzustellen. Dadurch wurden unsere beiden Boote langsamer und fuhren nicht mehr auf Kollisionskurs. Der zweite hatte uns per AIS gesehen und seinen Kurs entsprechend geändert, was das Segeln während des starken Windes etwas entspannter machte. Das nächste war dann ein Fischerboot, natürlich ohne AIS und auch auf dem Radar nicht zu erkennen, nur durch die Lichter wussten wir, wo es war und konnten ausweichen.
Mit der Carry On blieben wir recht gut zusammen. Anfangs hatten wir uns zwar so 20 sm voneinander entfernt, weil James kreuzte und am Fischen war, aber dann kamen wir wieder gleich auf und segelten mit kleinem Abstand. Sie kamen bei ruhiger See direkt zu uns, fuhren Steuerbord zu Steuerbord vorbei und warfen ein Paket mit frischem Fisch zu uns rüber. Fertig filetiert!! Das ist Service! Davon haben wir gleich etwas gegessen. Fangfrischer Fisch schmeckt wirklich sehr gut.
Die Grenzstation im Süden von Mexiko ist Puerto Madero mit Marina Chiapas. Die Marina wird vom Hafen durch einen kleinen Kanal erreicht und liegt entsprechend geschützt inland. Das bedeutet, es ist windgeschützt (kein kühlender Wind) und heiß. Die Boote um uns herum schalteten ihre Airconditions an und wir schwitzten.
Nun begannen die Formalitäten in die andere Richtung: Einklarieren. Hafenmeister und Einwanderungsbehörde – kein Problem. Sie kamen zwar mit Maschinenpistole und Drogenhund, waren aber super nett, auch der Hund, eine einjährige Schäferhündin. Wir konnten unsere Früchte und unser Fleisch im Gefrierschrank alles behalten. Soweit so gut, wäre da nicht der Zoll. Die nächsten Zollstationen sind an der Grenze zu Guatemala. Die Marina organisiert eine Taxifahrt dorthin, auch gut. Aber dann gingen die Probleme los. Unser Boot ist über French Leasing gekauft, d.h. offiziell gehört es einer Bank. Kauft man ein Boot direkt und führt es für länger als 3 Jahre aus der EU aus, muss man ein zweites Mal Mehrwertsteuer zahlen bei der Rückführung in die EU. Dieses schwer verständliche Gesetz greift nicht, wenn das Boot einer in der EU ansässigen Bank gehört (= French Leasing, weil in Frankreich dieses System entwickelt wurde.) Den mexikanischen Zoll störte es, dass wir nicht die Eigentümer sind und dass der Leasingvertrag schon länger als 3 Monate lief. Je nachdem, mit welchen Grenzbeamten man sprach, waren weitere Dokumente notwendig, die wir per Mail von der Leasingbank anforderten. Unser Hafennachbar hatte ein ähnliches Problem, sein Boot gehörte einer Firma, allerdings gehörte die Firma wiederum ihm, aber das zählte nicht. Drei Tage lang versuchten Mathias und unser Nachbar ihr Glück. Zum Schluss half nur der Chef der Marina, der die Sache “geregelt” bekam.
Viel zu sehen gibt es rund um die Marina nicht. Der nächste Ort heißt Tapachula und ist wenig hübsch. Wir versuchten eine kleine Mayaruinenstätte zu besichtigen. Zwar wäre laut Schild geöffnet gewesen, aber die Ruinen waren von Gras überwachsen und als wir auf das Gelände gingen, kam aus einem Haus eine Frau mit zwei Hunden und jagte uns recht unfreundlich davon.
Bisher fühlen uns nicht so richtig willkommen in Mexiko. Weiter im Norden sollen die Leute freundlicher sein……
Das stimmt, wie ich im nächsten Bericht erzählen werde, aber noch kämpfen wir mit den Umständen in Mexiko. Z.B. ist dieser Bericht über unsere Panama-Sim-Karte mittels kostenfreiem Roaming hochgeladen worden. Die mexikanische Sim Karte ließ sich nicht per Kreditkarte aufladen, man braucht einen Postcode. Allerdings ist die Prepaidleistung der panamaischen Karte eh besser, es gibt nur nicht überall die passende Netzabdeckung.
Kleiner Auszug von Meldungen aus der Line-Chat Gruppe:
Dieser Beitrag hat 6 Kommentare
Hallo Ihr Weltenbummler,
es ist immer wieder interessant, Eure Berichte zu sehen und zu lesen, vielen Dank!
Ich bewundere Eure Geduld mit den Behörden. Aber vermutlich entschädigen Euch die vielfältigen Eindrücke von Wind, Wetter, Fisch, Land und Leuten.
Mit den besten Grüßen,
ein alter ehemaliger Kollege aus dem Process Engineering,
Hartmut Grabe
Moin Hartmut, schön von Dir zu hören! Es sieht vielleicht von der Ferne nach Geduld aus, aber ich war ziemlich am Kochen mit den Behörden in Mexiko. Ich hatte auch schon den alternativen Plan angefangen zu entwickeln, in einem Rutsch zum Panama Kanal zurück zu segeln, trotz aller heftigen Gewitter mit Blitzen dort, und dann weiter nach Europa mit Ziel Mittelmeer, Türkei. Aber nach einer Woche hat man sich wieder etwas abgeregt….
VLG, Mathias
Hallo ihr beiden,
ich dachte auch, sehr entspannt ihr beiden!! So wird man, wenn man die gute deutsche Bürokratie hinter sich läßt. Nun bin ich aber enttäuscht. Ihr brauchtet sogar ne Woche um wieder runter zu kommen!!
So frischen Fisch würd ich auch gern mal essen, ich glaube meine Mai-Scholle von heute Mittag ist dagegen ein alter Fisch gewesen! Aber auch nicht schlecht.
Die Geschichte mit der Klobrille, ist fast lustig, aber tatsächlich auch ein Grund sich zu ärgern!
Ich freue mich aber immer wieder, wenn eine Mail von euch rein kommt.
Tolle Erlebnisse, tolle Eindrücke!
Viele liebe Grüße!. Micheline
Hallo Micheline, der Fisch war schon oberlecker, das muss man sagen!!! VLG, Mathias
Die Klobrillengeschichte ist ja köstlich. Für ein Scharnier braucht es eine Weltreise.
Der Bürokratismus wundert mich überhaupt nicht. Den haben die aus Europa. In Panama gibt dafür “Agenten” und am Schluss hat der Marinachef als solcher fungiert.
Angelt Ihr eigentlich auch?
🙂 Tja, wer eine Reise macht… 🙂 Angeln tun wir selten. Sollten wir mal mehr tun, da der Fisch von Carry On wirklich lecker war!