SAN

three hulls, two people, one trip around the world…

Von Portimão bis ins Mittelmeer

Langsam wurde unser Steuerstandszelt fertig.

Zwar mussten wir länger als geplant in Portimão bleiben, aber dadurch lernten wir noch andere Segler kennen, denn im Frühjahr wurde der Hafen wieder belebter. Wir verbrachten einige nette Abende mit der “Mehrrumpfgruppe”: 2 Katamarane, die SAN und eine weitere Neel 51.

Die Neel (Trinity One) sollte aus dem Wasser geholt werden. Sie hatten bei Faro einen Unfall an einer Boje. Strömung und Wind waren so ungünstig, dass das Boot mit einem der Außenrümpfe ständig gegen die Boje stieß und dort ein Loch entstand. Das war bisher nur provisorisch verschlossen. Der Termin zum Aus-dem-Wasser-heben verschob sich mehrfach, aber wir konnten noch mit anfassen, als es soweit war. Der Travellift in Portimão ist kaum breiter als ein Neel Trimaran. Die Trinity One ist jünger als die SAN und hat neben einem funktionierendem Bugstrahlruder auch ein Heckstrahlruder, trotzdem waren die Extra-Helfer an Bord nützlich. Das Rausholen verlief gut. Jetzt kommt auf die beiden Eigentümer eine Menge Arbeit an Land zu. 

Wir holten wieder Ultimate-Diesel in Kanistern (Vermeidung von Dieselpest), der Tank ist nun voll. Die Tagestankpumpe repariert. Weitere Tripps zu Lidl und dem neuen Continente füllten unsere Vorratskammern. Wer weiß, wann man wieder einkaufen kann und wie die Preise dann sind. 

An einem Freitag trafen wir uns nochmal mit den anderen Crews zu einem Essen, Samstag fuhren wir (endlich) ab. Am ersten Tag ging es nur bis Faro, wo wir kurz hinter dem Wellenbrecher ankerten. Wir hangelten uns in Tagestripps die Küste entlang. Nachts ankerten wir, um vernünftig schlafen zu können. Der Weg führte durch das Gebiet, in dem die Orkas aktiv Schiffe angreifen. Sie rammen die Boote, verschieben sie oder beißen in die Ruderblätter. Dabei können Schäden entstehen, die das Boot manövrierunfähig machen. Es sind auch schon Boote gesunken, die angegriffen wurden. Es wird empfohlen, so dicht an der Küste zu bleiben, dass die Wassertiefe nicht größer als 20m ist. Dort halten sich die Orkas nicht so gerne auf. Wahrscheinlich weil sie dort nicht von unten nach oben angreifen können. Allerdings befinden sich in diesem Bereich auch die meisten Fischfarmen und Netze, die ab Anfang April wieder ausgebracht wurden. Auch deshalb wollten wir lieber nur tagsüber segeln. 

Hier Bilder von der Fahrt:

Bei Barbate fuhren wir ganz dicht am Ufer entlang. Bei Zahara de los Atunes muss man um ein abgestecktes Fischfanggebiet außen herum und für eine Weile wieder in tieferes Wasser. Wir waren etwas nervös, es waren aber keine Orkas in Sicht. Etwa 9 Tage, nachdem wir dort entlangfuhren, gab es wieder eine Attacke auf ein Boot und Sichtungen von Orkas in der Gegend. Da sind wir noch gerade rechtzeitig aus Portimão abgereist!

Die Orkas folgen den Thunfischwanderungen und sind deshalb nicht das ganze Jahr über in den Gewässern vor Portugal, zumindest nicht in größerer Anzahl. Weshalb sie angefangen haben, mit Segelbooten zu “spielen”, ist nicht bekannt, es gibt diverse Theorien. Auch Empfehlungen, wie man sich mit seinem Boot verhalten soll, wechseln über die Zeit. Es gibt eine Telegramm-Gruppe, in der Sichtungen und Angriffe bekannt gegeben werden. Man kann sich also informieren, wenn man durch diese Gewässer fahren muss: orcas.pt

Geschichtsträchtiger Ort: Cap Trafalgar. Hier hat also Lord Nelson vor 219 Jahren gekämpft. 

Ein Meilenstein für uns: die Straße von Gibraltar!

Damit lassen wir den Atlantik hinter uns und befinden uns nun auf Erkundung des Mittelmeers. D.h. geplant ist, nach Griechenland zu segeln und dort im Sommer einige Wochen zu verbringen.

Sechs Tage Aufenthalt in Almerimar. Ursprünglich wollten wir die SAN hier lassen und zusammen für ein paar Wochen nach Deutschland fahren, aber nun wurde Mathias für Anfang Juni zu einem Vortrag in München eingeladen, weshalb wir den Deutschlandaufenthalt verschoben. Solange hier bleiben wollten wir nicht, wo wir gerade erst wieder in Gange sind und die SAN wieder ein Segelboot ist und keine Insel. In Almerimar mussten wir rückwärts einparken mit dem Heck zum Steg, was bei dem herrschenden Wind nicht ganz einfach war. Auch blies es zwei Tage recht ordentlich und wir mussten aufpassen, dass das Heck nicht gegen oder unter den Betonsteg gedrückt wurde. 

Die Wettervorhersage war ok-isch, als wir weiterfuhren. Erster Ankerplatz Carboneras, dann Cartagena und vor Alicante.

Auf dem Weg nach Carboneras kam uns die Blue Clipper entgegen. Ihr waren wir das erste Mal auf unserer Hinreise an der spanischen Nordküste begegnet und teilten uns eine Weile lang die Ankerbuchten, dann sahen wir uns in Portimão wieder und nun sahen wir sie auf dem Rückweg von den Balearen. Die Blue Clipper wird weiterfahren zurück in den Atlantik und hoch bis Schottland.

Bei Cartagena waren die Ankerplätze sehr steinig und sahen wenig einladend aus. Hier wollten wir unser Boot nicht alleine lassen, also verzichteten wir auf eine Stadtbesichtigung. 

In Alicante gingen wir an Land, weil dort die Carry On liegt. Zwar ist James nicht anwesend, aber mal nach dem Rechten schauen wollten wir schon und wir haben ja auch viele Seemeilen zusammen mit der Carry On zurückgelegt. Die Gegend, die wir von Alicante sahen, war nicht besonders hübsch. Überhaupt sind die Küstenstreifen hier oft erschreckend dicht mit Hochhäusern zugepflastert. Man fragt sich manchmal, was das für Architekten sind, die sich solche Entwürfe in ihrem Kämmerlein einfallen lassen.

Von Alicante aus blieben wir noch eine Weile küstennah, diesmal wegen des Internetempfangs, bevor wir Richtung Balearen abbogen. Die Strecke rüber zu den Inseln ist etwas zu weit für eine Tagesfahrt, also gibt es doch wieder Nachtfahrten. Nachtfahrten sind nicht nur anstrengend, sie bieten auch ein Schlachtfeld um die besten Snacks. Nur immer Kekse gefällt nicht. Ich freute mich deshalb auf einen Rest Kartoffelsalat mitten in der Nacht. Nachdem ich den Kühlschrank mehrmals ausgiebig danach durchwühlt hatte, sichtete ich den leeren Behälter im Abwasch – die frühere Nachtschicht war mir zuvorgekommen! Aber, selbst ist die Frau, ich wärmte mir Bohnen mit Birnen auf, das kann die frühere Nachtschicht nicht 😉 .

Die Balearen selbst bieten kaum Ankermöglichkeiten und ich hatte vorher diverse Marinas angeschrieben, die alle geantwortet hatten, dass sie keinen Platz für uns hätten. Die Marinas sind dort zu klein für breite Trimarane. Mathias war nicht begeistert, hatte aber inzwischen seine Seebeine zurück und beschloss, einfach durchzusegeln bis Sardinien. Zwar segelten wir entlang von Formentera, Ibiza, Mallorca und Menorca (Internet), aber angehalten haben wir nicht. Im Nordosten von Sardinien gibt es zahlreiche Ankerbuchten und auch einen Flughafen mit Direktflügen nach Hamburg. Wir werden uns also aufteilen. Zunächst wird Mathias nach Deutschland fliegen und ich bleibe auf der SAN, dann werde ich zu einem späteren Zeitpunkt fliegen, während er aufpasst. 

Ankunft auf Sardinien bei Alghero:

Auf Sardinien werden wir eine Weile verweilen. Über die Fahrt zum und die Erkundung des neuen Ankerplatzes soll der nächste Beitrag berichten.

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Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Helmut Meyer

    Hallo Birte @ Matthias,
    wie zu erkennen, hattet Ihr bei der Durchfahrt westlich der Gibraltar-Gewässer und in deren Srasse gehörigen Respekt vor den ansonsten doch so lieben Orcas …. Hatte zwar keine Gelegenheit, mit den Orcas zu tauchen (leider) – jedoch bei den Inseln vor Narvik in Nord-Norwegen mit den Tieren zu schnorcheln => eine Sternstunde meines Taucherlebens !! Sie nehmen dich zur Kenntnis … das ist zu erkennen, aber sie machen absolut nichts mit Dir – weder spielerisch noch agressiv. Neben ihnen bist du im Wasser ein behindertes Nichts ….wollten sie dich killen … no problem for them.

    Was ich seeeeeehr beeindruckend finde ==>> Matthias häkelt Topflappen !!!!

    Euer Ziel Sardiniens Nordosten …. weiß nicht, ob Ihr schonmal auf Sardinien wart? Mir gut bekannt, insbesondere Nordost-Sardinien sowohl über wie auch unter Wasser. Das Schutzgebiet Maddalena Archipel … Razzoli, Budelli, Spargi … usw. liegt dort.
    Konnte ihn nicht persönlich sprechen – jedoch meine ich gehört zu haben, dass Admiral Horatio Neldon (dem bei der Schlacht von Trafalgar ein Auge ausgeschossen wurde), mit seiner Flotte mal im Maddalenen Archipel geankert hat …
    Südlich der Insel Spargi liegt eine Halbinsel namens “Isola dei Gabbiani” — direkt östlich dieser Halbinsel durfte ich mal erfolgreich eine schweizer Segelyacht von einem Riff freischleppen, auf dem sie sich ziemlich hoffnungslos bei auflandigem Wind festgefahren hatten und mit ca. 45 Grad Schräglage böse aussah … …mit der Folge, dass meinem Freund Achim und mir nach erfolgreichem Freischleppen auf dem dann direkt westlich der Halbinsel ankernden Schiff als Vergütung freier Zugang zur Bordbar gewährt wurde. Dies wiederum hatte nahezu die fatale Folge, dass wir beide – Achim und ich – bei Rückkehr zur Halbinsel in völliger Dunkelheit fast Schiffbruch erlitten hätten …
    Übrigens – direkt nördlich der Isola dei Gabbiani liegt ca. 300-500m vor dessen Spitze eine kleine, nur von Seevögeln bewohnte Felseninsel. Ca. 30m westlich dieser Felseninsel liegt in flachem Wasser (ca. 12m Tiefe) ein uraltes Wrack, bzw. dessen Reste inkl. Amphorenladung… If You like to get one … its not allowed to touch those things.

    Von dort aus – Nordosten von Sardinien – liegt außer reichlich Zielen auf Sadinien auch Südkorsika in Reichweite. Wirklich sehr sehenswert ist der Hafen von Bonfacio.

    Bin gespannt, was Ihr von dort berichten werdet …
    Yours – Helmut

    1. trimaran-san

      Hallo Helmut, also seit dem Du hier warst, hat sich leider viel geändert. In vielen Ankerbuchten ist das Ankern nun offiziell verboten (wegen Seegrass), wird aber vielleicht noch momentan geduldet. Die Marinas wollen so 200 – 600 Euro pro Nacht von uns haben, und selbst ein Dinghy in der Marina anlanden kostet bei denen 50 Euro aufwärts für 4 Stunden. Die Strände sind zum allergrößten Teil privat, wenn sie nicht Naturschutzgebiet sind, und ein Besatzungsmitglied einer großen Yacht neben uns (die vor ihrem eigenen Strand und Anwesen liegt), meinte, man dürfe in Italien gar nicht mit dem Dinghy einfach so an den Strand fahren. Korsika soll noch schlimmer sein. Frankreich hat vor einigen Jahren neue Gesetze zum Schutz des Seegrass erlassen und wer sich nicht daran hält, kann 150.000 Euro Strafe zahlen oder mehrere Jahre ins Gefängnis. Wir werden also definitiv nicht nach Korsika segeln. Das sind wir alles nicht gewohnt und es verträgt sich nicht mit unserem Verständnis von Freiheit, wie wir es die letzten 5 Jahre gewohnt waren – und dabei sind wir durchaus einverstanden damit, dass man das Seegrass schützen muss. Wir haben hier einen Zwangsaufenthalt wegen eines anstehenden Deutschlandbesuchs meinerseits, aber danach werden wir so schnell es geht nach Griechenland abdüsen. Unsere Begeisterung hält sich also bisher in Grenzen… Cheers, Mathias (PS: Birtes Pizza gestern war auch deutlich leckerer als die neulich im Restaurant… 😉 )

  2. Helmut Meyer

    Hallo Mathias, das hört sich ja garnicht mehr gut an … im Gegenteil …
    Habe nicht gewußt, dass sich die Verhältnisse derart geändert haben … Wo soll das weitergedacht hinführen – Superreiche kaufen sich die besten Buchten oder Gegenden und versperren diese für alle übrigen knapp 8 Mrd. Menschen …., wie z.B. Mark Zuckerberg. Der baut seinen ohnehin riesigen Hawaii-Besitz rasant aus: Jetzt erwarb der Facebook-Gründer 242 weitere Hektar Land – zusätzlich zu seinem bestehenden Riesengrundstück samt Villa auf der Hawaii-Insel Kauai. Der saftige Preis für den Landkauf: 53 Millionen Dollar.
    Zufällig war ich mal auf Kauai – der am weitesten westlich lietgenden Hawaii-Insel => ein Juwel mit viiiiiel Natur.
    Ich bin kein china-kommunistisch denkender Mensch – nicht mal rein sozialistisch …. aber die zunehmende Ungleichverteilung von Vermögen, wie in den USA kann letztlich nicht DIE Lösung sein. Die US-Vermögenskonzentration ist stark angestiegen:
    Die Top-1-Prozent haben einen immer größeren Anteil am Gesamtvemögen: Im Jahr 2019 lag der Anteil der Top-1-Prozent am Gesamtvemögen bei 37,3%, während die unteren 90% der Bevölkerung nur 24,4% des Vermögens besaßen.
    In Los Angeles und San Franzisco wohnen Leute teils in deren PKWs, weil sie die geforderte Wohnraummiete nicht mehr zahlen können …

    Und so geht es mit den Marina-Gebühren ….Wem gehört die Marina und wer verdient an den unbezahlbaren Liegekosten?
    Wer kann diese Entwicklung umkehren … und wie ??
    Wünsche euch trotzdem eine first class Zeit im Bereich der Strasse von Bonifacio … der Meeresenge nach Korsika rüber. Die Natur sollte weitgehend erhalten geblieben sein.
    Bin übrigens mal per 4,1m Wiking Comet GT mit 25PS Evinrude von Sardinien nach Korsika rüber und zurück gefahren. Wegen ca. 4m Dünung waren im “Vorschiff” (welch tolles Wort beim Schlauchboot ..) die die V-förmig angestellten Bodenplatten haltenden Stahlstringer abgeschert … das Boot war in Gleitfahrt über einen Wellenkamm hinausgeschossen in die nächste Welle hineingeknallt.
    Auch fiel zwischendurch mein Mitreisender Achim Just über Bord … er mußte immer wieder aufs Vordeck, um den Bug des zu schwach motorisierten Bootes mit seinem Gewicht herunterdrücken => um wieder in Gleitfahrt zu kommen …

    So meine Freunde – nun macht was davon …. ihr müßt Euch ja nicht in der Costa Smeralda mit deren ca. 80 Buchten in Porto Cervo niederlassen wollen => Einer dieser Strände soll besonders beliebt beim Gründer der Costa Smeralda gewesen sein, dem Prinzen Aga Khan. Der Milliardär und religiöse Regent der Ismaeliten Karim Aga Khan beschloss dann mit mehreren befreundeten Geschäftspartnern, die anliegenden Ländereien aufzukaufen. Das damals wertlose Land wurde den ansässigen Hirten für niedrige, zum Teil Pfennigbeträge abgekauft. Der Name der Smaragdküste referenziert auf die Farbe des Wassers, dessen blassgrüne Farbe dem Edelstein ähnelt.

    Jetzt habe ich im Eifer des Gefechtes a bisserl gar zu viel geschrieben ….Sorry for that.
    Yours – Helmut

  3. Micheline

    Hallo ihr beiden Ex – Nachbarn,
    Das waren wieder schöne Berichte von Portimao‘s Abreise.in Mittelmeer.
    Da hätten wir uns fast in Alicante getroffen – natürlich nur bei einem landsaziergang. Ich hab dort meine Schwester besucht. Uns hat’s dann nach Frankreich -nach Antibes – verschlagen.
    Viel Wind , hätte euch vielleicht gefallen.
    Nun geht’s wieder in den Norden nach Hause. Dort hab ich leider eure Tochter verpasst.
    Liebe Grüße

    1. trimaran-san

      Hallo Micheline,
      schön, dass Du immer noch viel auf Achse bist. Wäre lustig gewesen, sich in Alicante zu treffen. 🙂 Wir sind nach dem Segeln hierher erstmal wieder ein Weilchen vor Anker. Mathias hat die Persenning vom Großsegel abgenommen und ich bin nun seit Tagen dabei, Scheuerstellen mit Flicken zu übernähen. Irgendwie muss man sich ja beschäftigen….
      LG

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