In der Karibik toben die Hurrikans. Deshalb muss man aufpassen, wo man sich aufhält. Nach Panama kommen sie nicht ganz runter, hier gibt es zu dieser Jahreszeit lediglich Gewitter, dafür aber in manchen Gegenden täglich und mit ordentlich Regenfall. Wir bleiben also zunächst hier. Eine Woche brauchten wir, um uns halbwegs wieder an das Klima zu gewöhnen und daran, dass hier das Leben langsamer abläuft. Mehr als eine Aufgabe am Tag erledigen wir selten.
In der Linton Bay Marina sollte es ja wie berichtet die Einweihungsfeier eines Ozean-Pods stattfinden. Wir fuhren davor schon ab, hörten also erst später, dass das gute Stück dabei auf die Seite kippte, angeblich weil es in dem einen der drei Arme ein Problem mit dem Ballasttankpumpsystem gab. Zur Feier war sogar der Präsident von Panama anwesend. Da haben wir ja eine Menge Aufregung verpasst.
In Shelter Bay sind wir vor Anker und leisten der Crew der Carry On Gesellschaft. Sie bringen ihr Boot auf Vordermann, weil sie es zum Verkauf angeboten haben. (Carry On Sailing)
Die Shelter Bay Marina liegt am Ende eines Geländes, das früher zu Fort Sherman gehörte, einer US-Miitärstation, die den Panamakanal auf der Atlantikseite überwachte, auf der Pazifikseite gab es Fort Amador. Amador ist inzwischen ein Ausflugsziel und gut bevölkert. Die Gegend auf der Atlantikseite bleibt Dschungel und Naturschutz. Eine zeitlang wurden auf dem Gelände Soldaten in Dschungelkriegsführung ausgebildet. 1999 ging das Gebiet an Panama über. Obwohl Panama keine reguläre Armee hat, wird ein Teil der Anlage zur Ausbildung einer Art Küstenwache benutzt. Wir ankerten vor den Baracken und konnten die Trompete hören, die zum Drill ruft, Polizisten bei dem militärischen Frühsport sehen und an Land begegnete uns auch einmal ein Trupp, der im Jogging-Gleichschritt trainierte. An zwei Tagen wurden wir ständig von einem Hubschrauber umkreist. Das gehörte zu einer Übung, um das Bergen von Verletzten zu proben. Gerüchteweise war eine solche Bergung aus dem Dschungel gerade vorher nicht gut abgelaufen. Das Gelände um die Marina ist also ein kurioser Mix aus Ruinen und militärähnlicher Nutzung.
Viel zu unternehmen gibt es hier nicht, aber es sind ja stets Tüftelarbeiten am Boot zu tun:
-Beim Navigationstisch baute Mathias einen Lüfter ein und erneuerte die Anzeige für den Füllstand des Tagestanks, die bekam auch einen Schalter, da es sich als nicht gut herausgestellt hat, wenn sie immer an ist:
-Der Sensor für die Ankerwinsch wurde erneuert. Jetzt wird die Kettenlänge wieder angezeigt.
-Klemmen für die Furlerleinen (rechts im Bild)
-Die Befestigungspunkte für die Großschot wurden weiter nach außen gesetzt.
-Ohne Bild: Die Seewasserpumpe funktioniert auch wieder. Hier war ein Kabel, das nicht marinegeeignet war, komplett wegoxidiert.
Einen kleinen Ausflug unternahmen wir: Wir begleiteten die Crew der Carry On auf der Suche nach einem Wasserfall. Das war wie früher: Vier Personen plus Hund in einem mini-kleinen Auto. Der Hund hatte den meisten Platz im Kofferraumbereich. Der Wasserfall erwies sich als recht klein und kaum zugänglich. Die Stelle fanden wir nur, weil Eva sich bei den lokal Ansässigen erkundigen konnte und wir über deren Weide stapfen durften. Nach der Weide ging es über einen komplett matschigen Weg, unsere Schuhe sahen entsprechend aus, und auf einem Waldweg entlang zweier Grundstücke mit kleinen Häuschen. Zu den Häuschen gehörten ein paar Hühner, die sich gerade auf der anderen Seite des Weges amüsierten. Ein unzumutbarer Umstand für die Hündin der Carry On, frei wandelnde Hühner gehören nun mal gejagt. Ob sie eins erwischt hat, wurde nachträglich kontrovers in unserer kleinen Gruppe diskutiert. Auf dem Rückweg kam die Hündin auf dem Wegesabschnitt vorsichtshalber an die Leine.
Die Zeit in Shelter Bay wurde länger als geplant, dann kam der Tag, als die Carry On wieder fahrtüchtig war und die beiden endlich dem Marinaleben entfliehen konnten. Wir waren für den frühen Nachmittag zum Abfahren verabredet, aber schon um 11 Uhr zischte die Carry On aus dem Hafen. Da hieß es, schnell Anker lichten und fertigmachen. So weit, so gut.
Beim Einschalten der Instrumente staunten wir etwas. Hatte auf der Fahrt hierher noch alles funktioniert, begann nun der Plotter am Steuerstand zu spinnen, er zeigte keine Wetterdaten mehr an und auch keine Schiffsposition auf der Karte. Der Plotter am Navigationstisch dagegen hatte keine Probleme – fast keine Probleme. Die Wassertiefe wurde nicht korrekt angezeigt und beide Plotter meldeten, dass kein Autopilot vorhanden sei. Mehrmaliges Aus- und Einschalten, neu hochfahren brachte alles nichts. Der Autopilot blieb weg. Es gab während unserer Liegezeit in Shelter Bay einige Gewitter und auch 2-mal einen Blitz ganz in unserer Nähe. Sollte das den Autopiloten und den Plotter beeinträchtigt haben? Erstmal konnten wir nichts weiter machen. Die Strecke bis nach Portobelo ist nicht lang und während der Fahrt wollten wir den Autopiloten nicht auf den anderen umbauen. Also steuerte Mathias selbst. Der Wind war gut, wir mussten sogar einmal reffen, um auf tiefem Raumkurs nicht zu viel Druck auf das Ruder zu bekommen. Die Carry On war vor uns in der Bucht. Beim Segel runterholen vertüddelte sich das Großfall komplett. Das war uns so vorher noch nicht geschehen und ausgerechnet dann standen wir unter Beobachtung. Das Ankern selbst war fast wieder normal, der Zähler für die Ankerkettenlänge funktioniert ja wieder. Dafür wussten wir die Wassertiefe nicht so genau. Aber am Ende lagen wir hinter der Carry On. James kam rüber gepaddelt. Er hatte in Shelter Bay seinen Dinghyaußenborder überholen lassen und dabei hatten die Leute vergessen, die Benzinleitung vom Tank zum Motor zurückzugeben. Wir konnten ihm schnell unsere ausleihen, da wir eh den Elektromotor benutzen. Zusammen ging es ins örtliche Restaurant. Das Essen war ok, aber nichts Besonderes, dafür haben sie einen Anlegeplatz.
Am nächsten Morgen machte sich die Carry On auf den Weg nach Kolumbien, sie wollten den Wind am Rande eines Tiefs ausnutzen, um schnell quer rüber fahren zu können. Dass es dabei auch in Strömen regnete, störte sie nicht. So ein bischen warmer Regen kann einen Iren nicht schocken ;).
Wir blieben und Mathias machte sich auf Ursachenforschung. Er war den ganzen Tag beschäftigt, hatte es am Nachmittag aber geschafft: der zweite Autopilot funktionierte! Er bekommt zwar keine Winddaten, kann als nur auf “heading hold” (Bug des Bootes ausrichten) steuern, aber hey, das werden wir schon hinkriegen. Gleich am Tag darauf konnten wir das Ganze testen. Noch gab es etwas Wind von dem Sturmtief, also segelten wir weiter nach Linton Bay. Der Autopilot schlug sich wacker, ein paar Einstellungen müssen wir noch anpassen, aber zumindest können wir den ersten in Ruhe ersetzen, soll heißen, Lukas kann uns Weihnachten einen neuen mitbringen. (Für Leute, die das verstehen: Der zweite Autopilot hängt an einem eigenen kleinen NMEA2000 Bus, der normalerweise ausgeschaltet ist und deshalb von Blitzen nicht so leicht beeinflusst werden kann. Er hat nur einen Anschluss für ein Touch-Panel und einen für Instrumente. Also ein kleines simpleres System, das nicht so fehleranfällig ist.)
In Linton Bay ankerten wir wieder. Die Marina ist zur Zeit recht ausgelastet, es kann also nochmal ein paar Tage dauern, bis wir rausgehoben werden können. Noch können wir uns ja Zeit lassen, denn über die Hurrikansaison müssen wir noch in dieser Gegend bleiben.
P.S.: Inzwischen sind wir mit dem Boot aus dem Wasser, arbeiten fleißig und haben Muskelkater in Muskeln, die uns vorher gar nicht bekannt waren. Mehr davon im nächsten Bericht……
Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
Hi Ihr zwei Tapferen,
“… Muskelkater in Muskeln, die uns vorher gar nicht bekannt waren …” => so gehört sich das. Würde ja vorbeikommen zur Linton Bay Marina, Euch helfen – wenn das Schwimmen über den Atlantik nicht so lange dauern würde…
Die meiste Arbeit betrifft die Rümpfe außen – Bewuchs entfernen / Antfouling aufbringen?
Erinnere mich an einen Vorfall vor Durchfahrt durch den Kanal von Pazifikseite as – der Frachter, aud dem ich als Ing-Assi tätig war, hatte bei Balboa vor Anker liegend Wartezeit. Zusammen mit ein paar anderen Besatzungsmitgliedern war ich per kleinem barkassenartigen Boot an Lanf geschippert / hatten lustigen Landgang. Meine vier Kollegen waren bei der Barkassenrückfahrt zum Frachter ziemlich “voll” und hingen teils halb schlafend herum … als ich bemerkte, dass einer der beiden Barkassen-Captains sich an einen meiner halbtrunkenen Begleiter ranmachte – offensichtlich, um diesen zu berauben. Was dann folgte, war nicht ungefährlich … hörte später, dass dort Betrunkene schon mal “über Bord gefallen” und verschwunden waren.
Interessieren würde mich, ca. welche Ideen die komenden drei Monate ggf. beinhalten.
So long@short
Yours – Helmut
Hallo Ihr Lieben,
kommt Ihr in absehbarer Zeit mal wieder nach Deutschland / Hamburg – z.B. zu Weihnachten?
Mir fiel ein, dass sich in einer Garage in Buchholz in der Nordheide ein zwar einige Jahre alter, jedoch nagelneuer / nur kurzfristig mal benutzter 4 PS Mercury Aussenborder (sollte Langschafter sein) befinden – den ich nicht benötige. Der Motor diente während eines 4-wöchigen Sardinien-Urlaubs in der Strasse von Bonifacio am 200PS Yamaha befeuerten Schlauchboot als “Ersatz” für den Fall, dass der große nicht anspringt … was nach Anschaffung und Installation am Heckbrett des MERC 4 PS promt nicht mehr vorkam.
Vor Einlagerung wurde der Motor von mir fachkundig “eingewintert” – Zündkerze raus / Korrosionsschutz rein …
Bei Interesse könnte ich Euch Bildchen von dem Motor schicken – installiert am Boot. Dafür wäre eine email-Adresse hilfreich.
Den Mercury würde ich Euch freihändig / kostenfrei auf Abholbasis abgeben
Wie Ihr den Kleinen ==>> SAN schafft, wäre Euer Bier …
Bei Fahrt per Schlauchboot über den Atlantik … ggf. Spritcontainer hinten dranzuhängen …
Yours – Helmut
Hallo Helmut,
Lieben dank für das Angebot! Wir haben den 15 PS Honda immer hinten liegen, etwas im Weg, da wir schon seit der Sea of Cortez nur noch mit dem Elektromotor unterwegs sind. Der ist für unsere Zwecke schnell genug (entspricht vielleicht 2PS Benziner) und läßt sich leichter den Strand hochziehen, wir haben zwei Akkus, einer kann also immer per Solar geladen werden. Und vor einem Jahr hatten wir sogar einen zweiten baugleichen Elektromotor von der Carry On bekommen, da die damit nichts angefangen konnten. Also haben wir im Grunde drei Aussenborder… 🙂
Mittlerweile sind wir wieder in San Blas, sehr idyllisch und ruhig. Viel Obst, Gemüse und Milch mitgenommen, da man hier kaum etwas bekommt. Birte wird demnächst einen neuen Blog veröffentlichen. Wenn die Hurrikans vorbei sind, werden wir uns auf den Weg nach St. Maarten machen, also 1100 Meilen gegen Wind, um dann zu Weihnachten unseren Sohn dort aufnehmen zu können. Er hat dann einen Direktflug von Amsterdam, was er von Aachen bequem erreichen kann. Was tut man nicht alles für seine Kleinen…
Danach wollen wir Richtung Kuba und dann Bahamas.
Zum Thema ausgeräubert werden – man muss in Panama schon etwas aufpassen, wo man sich aufhält und wann. Colon, also die Pazifikseite des Kanals, ist noch deutlich gefährlicher.
Aber bisher ist bei uns immer alles gut gegangen. Der bisher einzige Diebstahl vom Boot ist noch in La Rochelle passiert, als wir noch im Binnenhafen lagen für die letzten Arbeiten der Werft am Schiff. Da ist uns eine schöne Festmacherleine abhanden gekommen…
LG, Mathias