SAN

three hulls, two people, one trip around the world…

Biskaya

Statt einer Woche waren wir fast zwei Wochen in La Rochelle (s.u.).

Die Arbeiten in La Rochelle liefen zäh ab, aber die Leute, die Neel schickte, arbeiteten ordentlich. Zum Schluss waren wir froh, dass es weitergehen konnte. 

Spi mit Parasailor-Decksbeschlägen gefahren => man kann tiefer in Windrichtung segeln

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Die ersten Tage auf See brachten viel Sonne und sehr wenig Wind – keine stürmische Biskaya.

Wir wollten keine langen Strecken unter Motor fahren, also ließen wir uns stellenweise sogar treiben, bis der Wind wieder losging. 

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Weil die Küste südlich von La Rochelle recht langgestreckt und gerade ist, gibt es keine Ankerbuchten und wir fuhren zwei Nächte durch. Vor der Küste ist ein breites Schießgebiet (3 sm – 45 sm). Man versucht also, möglichst küstennah direkt auf südlichem Kurs zu bleiben.

Größte Sanddüne Europas bei Arcachon

Leider war der Wind nicht konstant. Einen eingestellten Kurs konnte man nicht lange fahren. Während einer meiner Nachtwachen hatte ich erst Glück und der Wind drehte dermaßen, dass ich abfallen konnte, statt eine Wende machen zu müssen. Er frischte sogar auf und ich segelte mit 6-7 Kn Geschwindigkeit lustig vor mich hin. Schon freute ich mich und wollte mich gemütlich zurücklehnen, aber dann ging es los: Kein Wind – Winddreher – Abwarten, aus welcher Richtung er wieder einsetzt – Gegenwind – also Segel neu einstellen – Leuchtbojen des Gefahrengebiets jetzt hinter dem Segel – also runterlaufen und von innen gucken – zu hoch am Wind – also doch lieber kreuzen. Mathias wachte gegen 6 Uhr wieder auf, er meinte, bei den Geräuschen kann er nicht weiterschlafen: Krrr (Winsch), knarr, knarr (Schot lockern), trippel, trippel (unten Ausguck halten, oder schauen, ob das Segel richtig eingestellt ist), krrr, krrr, knarr, knarr, Genua rein – Fock raus – Fock rein – Genua raus, krrr. Zumindest bin ich dadurch nicht während der Wache eingeschlafen 😉

In der Baie de Saint-Jean-de-Luz verbrachten wir einen ganzen Tag vor Anker. Wir verluden das Fahrrad ins Dinghy und machten einen Einkauf, um den frischen Proviant wieder aufzustocken. In zwei Tagen und zwei Nächten verbraucht man eine Menge Obst auf diesem Schiff. Die Bucht war die letzte Station in Frankreich am Fuße der Pyrenäen!

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Jetzt geht es an der spanischen Küste entlang.

Weil ich in der Gastlandflaggensammlung die spanische nicht entdecken konnte, machte ich mich daran, diese Sammlung endlich mal nach Seegebieten zu sortieren und die Flaggen zu beschriften. Damit war ich fast einen ganzen Tag beschäftigt.

Im Foto seht Ihr die Flaggen, die wir eventuell demnächst brauchen werden. Hand aufs Herz: Könnt Ihr sie alle auf Anhieb zuordnen?

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Dies passierte in den zwei Wochen in La Rochelle:

Die Werft kümmerte sich um die von uns angemerkten Reparaturen. Es dauerte alles länger als geplant und man musste bei einigen Dingen auch mehrmals nachhaken, aber die Seewasserpumpe und die Bilgenpumpe im Backbordrumpf wurden getauscht, der Holdingtank im Gästerumpf repariert, gereinigt und auch diesmal mit zusätzlichem Riemen befestigt. Das sollte hoffentlich keine Probleme mehr bereiten. Beim Wasserentsalzer lag der Fehler bei uns, wir hatten das Ventil des Wasserzulaufs übersehen und so konnte er gar nicht funktionieren. Beim Lazybag wurden endlich die Riemen repariert, die auf der Kalibrierungsfahrt durch die Werft abgerissen waren. Dazu musste er doch abgenommen werden, wie ich mir schon gedacht hatte. Angekündigt wurde mehrmals, dass er am Schiff repariert werden würde und das sollte am Montag stattfinden. Montag kamen nachmittags die Leute von Incidence (Segelmacher) und stellten fest, dass der Sack doch runter musste. Es dauerte dann bis Donnerstag, bis alles wieder so am Platz war, wie es sich gehörte. Fast alles, eine Schlaufe hatten sie nicht nachgenäht, obwohl der Sack in der Segelwerkstatt war. 

Die Befestigungspunkte für die Gangway wurden angebracht:

Unsere Weltkarte hängt endlich an der Wand:

Ich nähte Scheuerschutz für die Wanten. Den brauchen wir, wenn die Parasailor-Schoten dort vorbeigeführt werden.

Mathias brachte eine zusätzliche Umlenkung für die Parasailor Schoten an, die wir auch für die Genua- und Fock-Rollanlage nutzen.

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Unser Rigg musste erneut nachgespannt werden, was bei einem Dyneema-Rigg wohl normal ist. Auch hatte der Rigger in Deutschland alleine gearbeitet und die Spannung an den beiden Seiten war unterschiedlich. Beim Spannen mag man gar nicht zuschauen. Der Mast hängt dann einseitig an einem dünnen Faden, abgespannt an unseren Befestigungspunkten für den Parasailor. Zum Glück hat die Werft in Wilhelmshaven die ordentlich eingebaut. 

Mathias flog in der ersten Woche für ein paar Tage nach Hamburg, weil ihm ein Zahn gezogen werden musste. Das ging auch gut, nur kam er mit der Nachricht und einem Gruß vom Zahnarzt zurück, die Fäden sollten in einer Woche von mir gezogen werden! Nun, wir haben ja das Sea Doc Zertifikat 😉 Mit Schere, Pinzette, Taschenlampe und einem seeeeehr flauen Gefühl im Magen schritt ich zur Tat – Ergebnis positiv, Patient überlebte, Faden ist raus!

Es gab noch neue Zuladung für das Schiff in La Rochelle: ein zweites Klapprad. Sehr zu meiner Freude ließ sich Mathias auf meinen Wunsch ein, ein Elektrorad zu nehmen. Wir haben nun ein neues weißes Brompton Faltrad. Den ersten Tag verbrachte ich allerdings damit, dreimal wieder zum Fahrradladen zurück zu radeln (ohne Elektrounterstützung). Der Akku ließ sich nicht laden. Im Fahrradladen probierten sie es mit einem anderen Ladegerät und mit einem neuen Akku (der das gleiche Problem hatte). Wahrscheinlich hatten sie im Laden die neuen Akkus nicht gleich geladen und sie lagen etwas zu lange. Unser Akku beruhigte sich am Ende des Tages und ließ sich doch noch aufladen. Mit dem Elektrorad lässt sich locker auch ein weiter entfernter Supermarkt erreichen. Einziger Knackpunkt beim Einkaufen: das Zuladungsvolumen. Auf den Bildern sieht man, dass ich nur so gerade eben ausgekommen bin, der Salatkopf musste noch in das Außennetz des Rucksacks gequetscht werden. 🙂

Wir haben uns inzwischen mit zwei amerikanischen Ehepaaren unterhalten, die auch einen Neel kaufen wollen. Wir versuchen weiterzugeben, worauf man achten muss und welche Änderungen sich für uns als gut herausgestellt haben. Die Kontakte sind übers Internet entstanden. Das eine Ehepaar möchte auch viele Solarzellen und sie hatten Mathias Systemdaten von ihm bekommen. Sie besuchten uns in La Rochelle auf dem Schiff. Wir müssen das nächste Mal mehr positive Aspekte mit ansprechen. Gerade genervt von dem Toilettendesaster und dem schleichenden Fortschritt bei den Ausbesserungen klang unser Bericht wohl zu sehr nach einer Horrorstory. Unser Besuch sank immer mehr auf der Couch in sich zusammen. Aber es müssen ja nicht bei jedem Schiff dieselben Probleme auftauchen und ausgerüstet mit einer Liste an Erfahrungspunkten kann man Vieles von Anfang an vermeiden. Und man kann mal die deutsche Sichtweise verlassen, bei der man sich ja gerne auf die Probleme konzentriert. Immerhin sind wir schon über 3000 sm mit dem Schiff sicher gesegelt, haben das super Platzangebot genossen, uns auf dem Sonnendeck den Wind um die Nase blasen lassen. Einmal auf dem Weg in eine Ankerbucht fuhr ein kleines Motorboot um uns herum und fotografierte uns vor der untergehenden Sonne – es ist ein schönes Schiff mit einer beeindruckenden Silhouette.

Während ich dies schreibe, segeln wir gemütlich vor uns hin, alles läuft. Der Wasserentsalzer hat funktioniert und den Tank gefüllt, das Kielwasser rauscht, der Radiosender spielt nette Musik. Wir genießen die Fahrt……

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Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Thorsten Pfullmann

    Wieder eine schöne Geschichte und noch schönere Bilder.
    Gestern Abend sind fast bei Euch gewesen… allerdings in 10 km Höhe 😀, als wir auf dem Rückflug von Gran Canaria über die Biskaya geflogen sind.

  2. Micheline Lang

    Ich sitze im Zug nach Berlin. Es wird Herbst. Herrlich dabei euren Bericht zu lesen! Wasser, Wind – auch mal kein Wind- Sonne, segeln und radeln. Urlaubsgefühle. Für euch nun das Gefühl für eine jahrelange Reise. Sehr lustig, dass doch einiges euch immer begleitet. Einkaufen und essen, lebensnotwendig! nicht wegzudenken! Nähen, Reparaturen und Zahnziehen, da fängt das Abenteuer an.
    Weiterhin alles Gute!
    Micheline

  3. Sabine

    Liebe Birte, lieber Mathias,
    was für ein ausführlicher Bericht, was für tolle Fotos!
    Vielen Dank!
    Wettertechnisch ist es bei Euch viel schöner als hier!
    Weiterhin immer eone handbreit Wasser unter dem Kiel….
    Sabine

  4. Matthias Giesenschlag

    Ich hatte mich schon gefragt, warum es solange kein Update gab. Dies hat sich ja nun geklärt. Seid ihr denn noch im Zeitplan für die geplante Atlantik-Überquerung?

    Beste Grüße aus die alten Heimat
    Matthias

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