SAN

three hulls, two people, one trip around the world…

Exumas

Während ich mich in Deutschland in einem Paralleluniversum aufhielt, in dem der Winter herrschte, kümmerte Mathias sich um die SAN und seine Ankerapp. Dafür machte er Werbung mit Beiträgen auf polnischen, holländischen, spanischen und italienischen Foren (immer mit Hilfe von DeepL). Viel Zeit verbrachte er mit James, der mit der Carry On neben uns lag und auch gerade alleine an Bord war. Der Verdacht kommt auf, dass die beiden die “frauenfreie” Zeit auch ein Stückchen weit genossen. Fast zeitgleich war damit Schluss und beide Boote wieder bevölkert.

Während der Zeit, die ich in Deutschland verbrachte, half Mathias dabei, als die Carry On zu einer ungewöhnlichen Reparatur fuhr. Mittels eines Kranauslegers sollte an der Mastspitze der Windmesser getauscht werden. Es bedurfte mehrerer Anläufe und dauerte einen ganzen Tag. Am Ende mussten sie gegen die starke seitliche Strömung wieder ablegen. Das ist mit einem so leichten Boot eine schwierige Aufgabe.

Bei uns kam aus Deutschland Maika mit zu Besuch und weil wir mit ihr zusammen etwas von den Bahamas bereisen wollten, bereiteten wir unsere zügige Abreise vor. Einmal waren wir schon beim Supermarkt gewesen, aber ein paar Dinge wollten wir noch dazukaufen. Erst kam uns ein Regentag dazwischen, dann fuhren wir am Abfahrtstag morgens noch an Land. Die paar Kleinigkeiten kosteten über 300 Dollar. Es ist einfach sehr teuer hier. Aber zumindest wurden wir fündig, ist ja nicht immer einfach, Angebote für die vegane Ernährung zu finden. In Ruhe frühstückten wir mit der Crew der Carry On, bevor wir uns mal wieder voneinander verabschiedeten. Da wir der Carry On immer wieder begegnet sind, sind wir zuversichtlich, dass wir uns wiedersehen werden.

Unser Start in die Fahrt wurde jäh verzögert. Der Anker wollte nicht hochkommen, genauer gesagt: Die Kette hatte sich irgendwo verhakt. Hin- und Her-, Kreuz- und Querfahren, nichts half. Erst tauchte Maika an der Kette herunter, dann ich. Wir konnten beide aber nur erkennen, dass auf dem Grund ein kleines Boot lag, in dem die Kette mittendrin hing. James hatte uns beobachtet und kam nun per Dinghy rüber. Neue Befreiungsversuche. Dann tauchte auch James an der Kette entlang. Er konnte ausmachen, wo die Kette weiterging und gab eine Zugrichtung vor. Dann machte er sich auf den Weg, um seine Taucherausrüstung zu holen. Das war aber nicht mehr notwendig, da wir in die angegebene Richtung manövriert waren und es irgendwie gelang, die Verklemmung zu lösen. Die Schwierigkeit lag darin, dass wir in den Rückwärtsgang kommen mussten, die SAN also mit dem Heck gegen den Wind stellen mussten. Dafür drehten wir das Boot an der Kette. Erst nach zwei Anläufen verstand ich, dass Mathias zum Drehen nicht mehr Kette benötigte, sondern dass ich im entscheidenden Moment ein wenig mehr Kette rauslassen musste, nämlich dann, wenn die Kette unter dem Bug zur anderen Seite ging, bzw. der Bug über die Kette fuhr. Nach rund 2 Stunden hatten wir den Anker oben. Weshalb James die Kette in dem versunkenem Boot besser erkennen konnte, kann vielerlei Gründe haben. Vielleicht kann er länger und tiefer tauchen, besser gucken, oder der Wasserstand war inzwischen niedriger 😉

Die zwei Stunden des Manövers fehlten uns für die Fahrt. Es war recht windig und wir fuhren unter Motor, weil wir noch in dem Flachwasserbereich auf der südöstlichen Seite der Inselkette von Paradise Island bis Eleuthera waren. Erst im Dunkeln gingen wir vor Anker. Am nächsten Tag wollten wir auf die andere Seite der Inselkette, dafür mussten wir durch eine schmale Passage, die man am besten bei Hochwasser durchfuhr. Unser Plotter zeigte aber wohl das Hochwasser bei Nassau an, jedenfalls passten wir den Zeitpunkt nicht genau ab und hatten noch 5 Knoten Strömung gegenan. Gut, dass der Turbo vom Motor wieder funktioniert. War aufregend, aber es ging gut.

Maika filmt hochkant 🙃

Auf der anderen Seite der Insel vor Anker gegangen und den Rest des Tages ausgeruht. Nachmittags regnete es, danach war Zeit für eine kleine Schnorcheltour. Der Fischbestand war nicht beeindruckend, aber wir konnten unseren Anker sehen, weil es hier nicht sehr tief ist.

Der nächste Tag brachte langes und schaukeliges Segeln bis in die Nacht hinein und eine gefährliche Situation. Im Dunkeln tauchten Positionslichter auf und ehe Mathias noch darüber nachdenken konnte, wie das dazugehörige Schiff sich bewegte, war schon Motorengeräusch zu hören und die Lichter unmittelbar neben uns. Zum Glück lief der Motor, so dass wir eine 180° Wende machen und einen Zusammenstoß verhindern konnten. Ich wachte durch das laute Motorgeräusch auf, Mathias steckte der Schrecken in den Knochen. Das Schiff hatte kein AIS Symbol. Ein Fischer? Hat es auch erst seine Lichter eingeschaltet, als es näher kam? Aber dann hätte es ja ausweichen können. Auf jeden Fall hat es sich wieder gezeigt, dass schon eine Person wach sein sollte an Bord. Dumm ist, dass unser Radar noch ausgefallen ist. Der wäre hier hilfreich gewesen.

Unsere erste Station in den Exumas war Rudder Cut Cay. Die Insel gehört David Copperfield und er hat davor eine Skulptur einer Meerjungfrau plus Klavier versenken lassen. Man kann in der Gegend ankern und zur Skulptur tauchen oder schnorcheln. Am Ankerfeld herrscht recht starke Strömung. Geschwommen sind wir deshalb nur mit Sicherheitsleine neben dem Boot oder mit Flossen.

Bei Niedrigwasser ging es mit dem Dinghy zum Klavier:

Als zweite Station planten wir die Gegend um Staniel Cay. Ein halber Tag mit schönem Segeln durch türkises Wasser brachte uns dorthin. Erst fuhren wir erneut durch eine Passage. Diesmal passten wir das Niedrigwasser genau ab (am wenigsten Strömung bei Umkehr der Gezeiten), trotzdem brodelte das Wasser neben uns. Wir blieben etwas außerhalb der Staniel Cay Gegend, dort war das Wasser zwar nicht ruhig genug, aber weiterfahren wollten wir erst beim nächsten Hochwasser, denn man musste noch über große Flachwasserflächen, bevor es in eine gute Ankerbucht ging. Also ankerten wir am zweiten Tag um und liegen seitdem vor Big Major Spot, der Insel an dessen Strand sich die schwimmenden Schweine der Bahamas tummeln. (Das heißt, mittlerweile gibt es die auch an anderen Stränden.) Dieses Inselgrüppchen ist ein guter Aufenthaltsort. Der Grund ist schöner Sand, unser Anker ist komplett eingegraben, der Schweinchenstrand ist in Sichtweite, auf Staniel Cay gibt es drei kleine Lebensmittelgeschäfte und als weitere Touristenattraktion ist hier die Thunderball Grotto. Eine Höhle, in der Szenen des James Bond Films “Thunderball” gedreht wurden. Und es gibt einen Flughafen. Statt zurück zu segeln, haben wir nämlich beschlossen, Maika in einen der Inselhopper-Flieger zu setzen. Da dauert die Rückfahrt nur eine halbe Stunde statt 2 Tagen 😉 Den Flughafen kann man hier direkt mit dem Dinghy anfahren, besser geht es nicht.

Nun hatten wir also genügend Zeit, in aller Ruhe die touristischen Ziele zu besichtigen.

Schweinchen

Ein Schweinchen wedelt freudig mit dem Schwanz und spritzt dabei mit Wasser:

Genießen
Thunderball Grotto

Natürlich kam auch diesmal viel zu schnell der Tag, an dem Maika zurückfliegen musste. Morgens waren wir noch schnorcheln in der Höhle, nachmittags ging es mit dem Dinghy zum Flughafen. Genau zu dieser Zeit zog eine dunkle Wetterfront auf und es begann, stark zu wehen. Ängstlich beobachteten wir die kleinen Maschinen, wie sie bei Querwind landeten und starteten. Wir hatten den Text auf der Webpage zu ernst genommen und waren mehr als eine Stunde vor Abflug am Flughafen. Da war noch nicht einmal das Flugzeug dort. Ein wenig verbreiterte sich die Wolkendecke und sah auch nicht mehr gar so schwarz aus. Am Ende ging alles gut und Maika war eher in Nassau als wir wieder an Bord der SAN. 🙂

Nun sind wir fast wieder alleine an Bord — es gibt neue Mitfahrer:

Ob sie seekrank werden können, müssen wir noch herausfinden.

Wir freuen uns auf einen weiteren Monat in den Bahamas…..

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Helmut Meyer

    Hi Birte @ Mathias,
    apropos “jüngste Tochter … nicht so sehr seefest” ==>> dagegen hilft hochgradig und nebenwirkungsfrei “Zintona”, ein fein gemahlenes Ingwerpulver. Hilft definitiv sogar Seeleuten, die ansonsten regelmäßig in der Biskaya bis zur Berufsunfähigkeit krank werden.
    Sodann => Pacific final adieu / Bonaire seems beyond planning horizon / Rümpfe werden schwuppdiewupp per Schwamm gesäubert … meine Dienste sind also obsolet / no need / live’s useless … me => final hopes gone / sorrowful broken ..😢😎😢
    So long@short
    Yours – Helmut

    1. trimaran-san

      Moin Helmut, jo, Pazifik ist adieu… Und ja, Ingwer kennen wir und haben wir an Bord. Hat Töchterlein auch genommen. Geholfen hat es, aber bouncing off the walls danach war immer noch nicht…

      LG, Mathias

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