Solange haben wir darauf gewartet, endlich in den Golf von Kalifornien vorzudringen, nun geht es schon wieder raus. Wir wollen in La Cruz noch einen Versuch unternehmen, den Turbo vom Dieselmotor zu reparieren. Und weitere wichtige Gründe für die Fahrt in die Banderas Bay sind, dass wir dann noch eine Weile zusammen mit der Carry On segeln können, bevor sie ihre Rückreise nach Europa antreten. Nächster guter Grund: Die Fradolin II plant ebenfalls für Reparaturen nach La Cruz zurückzukehren, also auch Doro und Frank können wir dann noch einmal treffen, bevor wir unseren Versuch starten, in die USA vorzudringen.
Im Golf von Kalifornien sollte ja die Natur so besonders schön und teils unberührt sein. Die Landschaft war auch wirklich etwas Besonderes, aber der Tierwelt sind wir erst wieder ganz nahe gekommen, als wir zurück in der Banderas Bucht waren. Da hält sich gerade eine Gruppe Buckelwale auf. Gleich bei der Ankunft konnten wir sie lange und von Nahem beobachten und während des Aufenthalts schwammen immer wieder Wale um die Boote herum. Nachts kam ein Halbwüchsiger und umkreiste unser Boot, man konnte gut sein Schnaufen hören, ihn aber, dunkler Körper gegen dunkles Wasser, nicht so gut erkennen. In der nächsten Nacht schwamm er wieder um uns herum, diesmal schlug er mit der Flosse auf das Wasser. Internetrecherche liefert dafür verschiedene Erklärungen: als Form der Kommunikation, als Spiel oder um kleine Fische zusammenzutreiben, schlagen die Buckelwale das Wasser mit ihren Flossen. Vielleicht hält uns der Kleine ja für eine Minigruppe Wale mit unseren drei Rümpfen und fordert uns zum Spielen auf. In einer Nacht wachte ich auf und hörte die Wale singen. Die Schallwellen werden von unseren Rümpfen aufgenommen, an Deck kann man nichts hören. Ein Wal war ganz in unserer Nähe, bestimmt wieder “unser” Jungtier. Die anderen antworteten daraufhin mit mehreren Stimmen von weiter weg. Hatte sich der Kleine wieder abgesetzt?
Für die Fahrt von San Carlos bis La Cruz de Huanacaxtle brauchten wir ziemlich genau 4 Tage (inkl. Nächten). Dabei legten wir 551 sm zurück, Durchschnittsgeschwindigkeit 5,6 Knoten, Maximum 16,0 Knoten. Wind reichte von gut über etwas viel (Spitze 32 kn) bis zu absoluter Flaute. Während der Flaute fuhren wir ein Stück unter Motor, aber in einem gemütlichen Tempo. Dadurch konnte James wieder aufholen. Die Carry On war ein paar Stunden nach uns gestartet und deshalb hinter uns. Aber sie fahren unter Motor mindestens 6-7 Knoten schnell, sonst wird James ungeduldig. 😉 Durch das reparierte AIS der Carry On konnten wir ihr Signal fast die gesamte Zeit sehen und wir blieben per Funk in Kontakt. Sie waren etwas gehandicapt, weil sie sich eine Lebensmittelvergiftung zugezogen hatten und die erste Zeit noch am Spucken waren.
Diesmal fuhren wir in die richtige Richtung, nämlich mit dem Wind. Wir hatten während der Zeit Gelegenheit, zwei verschiedene Spinnaker und einen Parasailor zu setzen. Dabei gingen wir das Ganze in aller Ruhe an und haben nun endlich ein System gefunden, die Segel auszulegen, ohne dass sich die Schoten und die Aufholleine der Bergeschläuche vertüddeln. Es hat sich als gut erwiesen, das Unterliek aus der Tüte zu ziehen, daran mit den Händen entlang zu gehen, um sicher zustellen, dass sich das Segel nicht verdreht hat. Ich gehe nach wie vor nur mit Helm, Weste und Handschuhen nach vorne, um die großen Segel zu handhaben. Beim Bergen des einen Spis ist mir aber doch die Leine über die Hand gerauscht und es gab eine Brandblase an dem Zeigefinger, der aus dem Handschuh herausschaute. Also, zukünftig weiter aufrüsten und mit ganz geschlossenen Handschuhen arbeiten. Ein Abend und die halbe Nacht konnten wir mit Parasailor segeln. Das fühlte sich so an, als liege man in der Marina. Nur am Geräusch des Fahrwassers konnte ich in der Kabine merken, dass das Boot sich überhaupt bewegte. Die Wellen waren an dem Abend nicht so riesig und so fuhren wir recht ruhig. Da konnte ich gut schlafen. Eine Phase unter Motor nutzten wir, um den dabei anfallenden Strom zu nutzen. Da haben wir schnell mal die Waschmaschine angemacht, den Wassermacher laufen lassen und Milchreis gekocht. Dann wurde das warme Wasser zum Duschen benutzt. Unter Motor fahren zu müssen ist beim Segeln ja immer etwas frustrierend, aber so haben wir das Beste draus gemacht. Die Solaranlage gibt normalerweise reichlich Strom ab, nur während der Fahrt, wenn Autopilot und Instrumente ständig an sind und die Sonne nicht den ganzen Tag scheint oder auch mal die eine Seite der Solarmodule vom Segel beschattet wird, dann müssen wir schon darauf achten, wie der Ladezustand der Batterien aussieht.
Alles in allem eine schöne Tour, die am Ende noch durch die Walbeobachtung gekrönt wurde.
Die Reparatur der Turbos vom Motor der Carry On und unserem scheiterte. Der Mechaniker, der erst mit zur Carry On fuhr, wurde auf der Dinghyfahrt seekrank und stellte an Bord fest, dass er den Turbo nicht reparieren könne. Ein Austausch sollte so 5000 US-Dollar kosten. Beide Skipper beschlossen, ohne Turbo weiterzufahren, bis man in eine Gegend gelangt, wo es diesen zu einem vernünftigen Preis gibt.
Die Carry On ist inzwischen aufgebrochen gen Süden. Wir verbringen noch Zeit in der Bucht. Sonntags ist in La Cruz ein Markt entlang der Mole der Marina. Dort gibt es von Kunsthandwerk über Zeug bis hin zu besonderen Lebensmitteln so Allerlei zu kaufen und zu schauen. Sogar eine Band machte Live-Musik.
Mal eben eine Naht am Segel der Fradolin nachnähen führte zur Entdeckung einiger Probleme mit meiner Nähmaschine. Ich war zwei Tage mit Fehlersuche beschäftigt. Jetzt kenne ich die Maschine richtig gut. Die Naht am Segel sieht nicht hübsch aus, aber zum Glück sind Doro und Frank da sehr relaxed, Hauptsache es hält. 🙂
Hier ist an Land und auf dem Wasser deutlich mehr los als im Sommer/Herbst letzten Jahres. Von Vorteil ist, dass wir schon alle Busrouten kennen und auch wissen, wo es welche Läden gibt.
Aufbruch zu den nächsten größeren Etappen. Erstmal gemütlich nur 15 sm ans Ende der Bucht gesegelt mit dem Nachmittagswind. Hier ankerten wir noch Über Nacht und nun soll es zur Außenseite von Baja California gehen und in ein paar Etappen die Küste hoch gen Norden.
Der kleine Gischtfleck ist eine Fontäne eines Wals. Das war auf dem Weg aus der Bucht heraus.
Auf der Karte auf unserer Homepage könnt Ihr wie immer unsere Fortschritte verfolgen. Wenn wir segeln, wird alle zwei Stunden ein neuer Positionspunkt gesetzt.
Dieser Beitrag hat 17 Kommentare
Wow, die Wale sind cool!!!
Hi Susanne, ja, die Wale sind sehr beeindruckend, aber auch nicht ganz ungefährlich… Gestern später Nachmittag hätte ich fast 2 Wale über den Haufen gefahren, als die eine Bootslänge plötzlich vor uns auftauchten. Die 2 Sekunden, die man braucht, um den Autopiloten zu deaktivieren, die waren schon fast zu viel. Bin über die Wasseroberfläche drüber gesegelt, wo sie gerade wieder abgetaucht waren… Dann fragt man sich schon, wo die wohl wieder auftauchen werden… Das war dann 45 Grad nicht mal eine Bootslänge vor uns…
LG, Mathias
das waren ja richtig spannende erlebnisse mit den walen!! und das singen der wale zu hören ist was ganz besonderes. die krönung!! ich kenne niemanden – ausser euch- die den gesang jeh gehört haben.
ist es etwas traurig für euch abschied von der carry on zu nehmen nach so vielen gemeinsamen tagen?
das war mal wieder ein tolles bericht.
wir hatten hier gerade einen super sturm. im wald liegt nun reichlich holz rum. so manch flachwurzler musste dran glauben.
liebe grüße aus dem verregneten alvesen.
micheline
Hi Ihr Zwei !
Wale können für Fahrtensegler ein Problem werden – ein sehr großes Problem für Einrumpfsegler mit Kielgewicht – ggf. sehr rasch zu sinken. Schätzungsweise eine weniger große Gefahr für einen Cat oder Tri – wegen der zwei bzw. drei Rümpfe uuuuund wegen des fehlenden Kielgewichtes.
Stand vor etlichen Jahren mit dem Weltumseglerpärchen des 10m Langkieler Einrumpfsegler namens “Sanouk” im Kontakt. Die Sanouk war eine Stahlyacht – und dieses Baumaterial war die Rettung für die Yacht, als sie nördlich von Neuseeland unabsichtlich von einem Wal gerammt wurde bzw. mit diesem zusammenstieß. Das Schiff hatte seitlich in der (Stahl-)Bordwand eine ca. 2 qm große nach innen gerichtete Beule, das Deck hatte teils Knicke nach oben, sodass der Teakholzbelag nach oben irreparabel wegbrach/wegspreizte. Im Schiff waren Schapps und Türen verkantet, ließen sich nicht mehr öffnen und schließen.
Sie erreichten Neuseeland und verbrachten mithilfe einer benachbarten Werft und deren Hydraulik-Werkzeug usw. ca. ein dreiviertel Jahr damit, das Schiff wieder auszurichten und zu reparieren.
Keine Scherzfrage ==>> Wie groß wäre anstelle der Sanouk-Stahlschiff-Beule das Loch in der Rumpfseite einer gleichgroßen GFK-Einrumpfyacht und wieviel Minuten (oder Sekunden?) hätte die Besatzung bis zum Verschwinden der Mastspitze, deren Rettungsinsel klarzumachen?
Bei einem zwei qm großen Loch strömen geschätzt zwei Kubikmeter = 2000 kg Wasser binnen einer Sekunde ins Schiff ….
Seid gegrüßt @ GUTE FAHRT nordwärts mit jeder Menge Walbeobachtungen ganz ohne Kollisionen !!!
So long@short
– Yours – Helmut –
Moin Helmut, also, unser Tri soll nicht sinken können, da er keinen Kiel hat und genügend viele integrierte Auftriebskörper. Man würde dann halt in einer halb vollen Kabine auf Hilfe warten. Deshalb soll man auch nicht in die Rettungsinsel steigen. Der Tri wird immer sicherer sein. Der einzige Grund, den Tri zu verlassen, ist ein Brand, den man nicht mehr unter Kontrolle bekommt. Ich hatte schon gedacht, in solch einem Fall sich einfach an einer langen Leine mit der Rettungsinsel am Tri zu befestigen, aber ich denke, man ist dann immer automatisch in dem giftigen Rauch hinter dem Boot… müsste schon extrem lang sein das Seil…
LG, Mathias
Hallo Birte, hallo Mathias,
die Erlebnisse mit den Walen sind grandios. Ich beneide Euch!
Vielen Dank für das Filmchen, die Bilder und Euren Bericht.
Liebe Grüße
Franz und sabine
Und heute haben uns Seehunde / Robben bei der Ankunft am Ankerplatz begrüßt… oder beschimpft, ich war mir da nicht so ganz sicher… 😉
LG, Mathias
Mit dem Motor scheint Ihr kein Glück zu haben, wenn jetzt auch der Turbo schlappmacht. Wird Volvo peinlich sein, diese Berichte.
Arbeitssicherheit kann man gar nicht ernst genug nehmen. Darin bist Du, Birte, ja Gott sei Dank, Profi. Das beruhigt mich. Die Berichte sind immer spannend, aber ich drücke Euch nun seit Jahren die Daumen.
Also der Volvo Penta D2, mit dem haben viele ihre Probleme. Und ne, peinlich wird denen das nicht sein. Die ignorieren das einfach. Dumm ist aber auch, dass ohne Turbo unser Duschwasser nicht mehr heiss wird. Kein Problem in südlichen Breitengraden, aber wenn wir wieder in den Norden kommen, wird es an Bord einen Aufstand geben… 😉
LG, Mathias
Hallo ihr beiden!
Immer wieder toll, Eure Berichte zu lesen!
Vielen Dank fürs Teilen!
Bei Walen denke ich immer, dass die bei dem ganzen Fett doch ganz weich sein sollten, aber dem ist offensichtlich nicht so,.. Viel mehr Angst hätte ich vor Containern, die den Rumpf aufschlitzen können.
Wie sieht Eure Weiterreise, bzw. Rückkehr nach D aus? Segelt ihr noch ganz rum? Kommt ihr dann ganz zurück bis nach Hamburg? Stelle mir das toll vor, nach so einer Reise mit dem Boot wieder “zu Hause” einzulaufen!
Diesen Sommer chartern wir mal eine Nautitech 46 Open, mal schauen, wie die wird. Die Neel 51 ist noch immer unser Traumboot und Ende 2023 gehen wir aktiv auf die Bootssuche, um im Sommer 2024 das Boot dann fertig machen zu können.
Diesen Juni sollte ich dann auch den SSS beisammen haben, den SHS plane ich dann für 2023, weil ich noch im Stoff drin bin.
Ich wünsche Euch weiterhin alles Gute und viel Spaß und Freude auf Eurer Reise! Grüße auch an James! 😉
Viele Grüße,
Jan
Hallo Jan,
also wir wollen da keinen Test machen mit den Walen. Es wäre in etwa so, als ob man mit einem Elefanten zusammenstößt. Da verliert man auch nur. Und hier sind definitiv deutlich mehr Wale als Container unterwegs… 😉
Planung der Weiterreise ist von so vielen Ungewissheiten abhängig, dass wir das aufgegeben haben und nur noch zeitnahe Planungen vornehmen und aufpassen, nicht zur falschen Jahreszeit am falschen Ort zu sein. Wenn es mit der Einreise in die USA klappt, dann ist dieser Sommer / Herbst für USA und Kanada reserviert, und dann schauen wir mal weiter.
Den Stoff der Scheine zu erarbeiten ist sicherlich sehr gut, aber die Scheine machen? Ich wurde nachdenklich, als ich bei Bobby Schenk las, dass ein deutsches Seegericht einem die Scheine zum Nachteil auslegen könnte. Nach dem Motto, das hätten Sie aber wissen können!
James ist leider Richtung Europa abgedreht, die drei werden wir so schnell nicht wieder sehen. Das ist sehr schade.
VLG, Mathias
Hallo Matthias,
Du hast natürlich Recht, jede Kollision ist doof,..
Das mit der Planung Eurer Weltreise kann ich sehr gut nachvollziehen und für unsere Reiseplanung bereitet mir das auch Sorgen. Mehr als 2 Jahre bekomme ich leider nicht “frei” und von der Rente bin ich auch noch weit entfernt. Deshalb will ich ja mit der World ARC rum, um das auch zu schaffen.
Habe das bei Bobby Schenk auch gelesen. Ohne Scheine vor dem Seegericht könnten die aber auch sagen, dass es fahrlässig war, ohne das entsprechende Wissen zu reisen. Auf Hoher See und vor Gericht ist man allein in Gottes Hand, oder wie hieß das noch?
Die Scheine sind für mich ein Ansporn zum Lernen und auch die Gewissheit, dass ich “richtig” gelernt habe. Ich setze mir immer klare Ziele, weil ich sonst zu schludrig werde und denke, ach, das passt schon.(OK, Yachtmaster wäre sicherlich “Richtiger” für das, was wir vorhaben)
Und falls ich dann noch Lust habe, könnte ich auch für ein Zubrot skippern, Kojen verchartern oder ausbilden.
Bleibt gesund und versenkt das schöne Schiff bitte nicht! 😉
Viele Grüße an Birte!
Jan
Hallo Jan,
Wir haben einen Kurs für die höheren Scheine gemacht, aber den Test dann sausen lassen. Wurde eh zu knapp. Das meiste, was man dort lernt, ist recht weit weg von dem, was man wirklich braucht, wenn man um die Welt segeln möchte. Und an Regeln hält sich eh keiner, Kanal 16 nur für Notfälle? Nee, da quatscht jeder rum, wie er lustig ist. Selbst das Kreuzfahrerschiff, welches in Puerto Vallarta anlegen will, handelt alle Kommunikation mit dem Hafen und dem Piloten via Kanal 16 ab…
LG, Mathias
15. Februar: ein Blick auf die Karte. Ihr kommt ja verdammt schnell voran. Das nächste mal dann in L.A.
Naja, an dieser Küste ist nicht viel los und es gibt nur wenige Ankerplätze. Vor LA kommt erst einmal San Diego. Das wird dann die Nagelprobe, ob die uns reinlassen…
Wie im Karneval: Woll’n mer se reilasse?
😀