In der Baia d’Abra
Hier wetterten wir mehrere Stürme ab. Einer hatte bis zu 54 Knoten Windböen. Wir waren die meiste Zeit alleine in der Bucht. Erst als das Wetter wieder ruhiger wurde, kamen noch Boote hinzu. Der Strom der Wanderer, die über die Bergkuppen liefen, riss bei Sturm nicht ab sondern nur, wenn es dunkel wurde. Dann gab es nur noch vereinzelte Wanderer, die sich mit der Taschenlampe auf das Kliff wagten. (Man kann die Wanderer gut erkennen auf dem mittleren Bild.)
21.Okt.23: Hier sieht man, dass wir einmal kurz am Anker gedriftet waren. Er hat sich aber gut wieder vergraben und wir hatten ja die ganze Bucht für uns, also reichlich Platz.
Als das Wetterfenster für die Weiterreise endlich lang genug erschien, machten wir uns voller Tatendrang ans Anker lichten. Doch die böse Überraschung ließ nicht lange auf sich warten: Der Anker hatte sich irgendwo verhakt. Vorsichtig holten wir die Kette ein unter großem Ächzen der Ankerwinsch, bis das Unglück zu sehen war: Die Ankerkette hatte sich etliche Male um eine alte LKW Achse gewunden!!!!!
Nun hatte unser Reiseführeer zwar davor gewarnt, dass in dieser Bucht drei alte LKW versenkt worden waren, aber von den angegebenen Koordinaten waren wir weit genug ferngeblieben. Diese Achse musste also gewandert sein, oder ein anderes Schiff hatte sich mal darin verfangen und sie mitgeschleift. Versenkte LKW in einer Ankerbucht sind einfach eine blöde Idee, schon alleine aus umwelttechnischen Gründen (siehe Bild mit auslaufender Bremsflüssigkeit), aber wir mussten nun etwas tun. Wir sicherten die Achse in der Höhe mit Leinen von Bord und auch die Kette hinter der Achse. Auf diese Weise konnten wir die Spannung aus der Kette nehmen und damit beginnen, den Knoten zu lösen, indem wir immer mehr Kette lockerten. Diese Arbeit entpuppte sich als anstrengend und auch nicht ganz ungefährlich. Es ging überhaupt nur, weil fast kein Wind und Welle war. Einen ganzen Tag lang tauchten wir zu zweit, oder wechselten uns ab, lockerten die Kette, zogen schwere Schlaufen über die Achse und mussten aufpassen, dass wir nicht die Hände einklemmten. Nach gut 10 Stunden hatten wir bis auf 3 Wickel die Kette befreit. Jetzt musste die Konstruktion für die Nacht gesichert werden und wir waren frustriert und erschöpft.
Am nächsten Tag ging Mathias alleine ins Wasser und ich assistierte von Deck aus, denn es mussten immer mehr Meter Kette abgefangen werden, die zwar locker waren, aber noch mit vollem Gewicht über der Achse hingen. Ein paar Stunden später gab es nur noch einen Wickel, der sich aber eingeklemmt hatte. Diese letzte Schlaufe dauerte weitere Stunden. Erst gegen 14 Uhr war das Wunder vollbracht: Wir hatten die Ankerkette von der Achse befreit!!!
Wir ließen die Achse an der Seite des Bootes hängen und schleppten sie so aus der Bucht hinaus, wo wir sie in 31 Meter Tiefe fallen ließen. Hoffentlich bleibt sie dort und behindert keine anderen Boote mehr.
Überfahrt nach Portimão
517 Seemeilen in rund 3,5 Tagen.
Den Törn schafften wir ohne Starkwind. Teilweise lief es richtig gut, teilweise kam der Wind zu achterlich. Da mussten wir manchmal den Motor dazunehmen, um nicht zu langsam zu werden. Immerhin führte unsere Route durch ein Gebiet, in dem sich die angriffslustigen Orkas aufhalten. Denen sind wir glücklicherweise nicht begegnet. Falls Ihr noch nichts davon gehört habt: Es gibt eine Gruppe von Orkas, die Jagd auf Segelboote macht und deren Ruderblätter beschädigt. Dann ist das Boot manövrierunfähig, oder die Verankerung des Ruderblattes wird beschädigt und es kann Wasser eindringen. Mehrere Seggelboote sind aufgrund solcher Begegnungen schon gesunken. https://www.orcas.pt/
Man begegnet auf diesem Törn so einigen Schiffen. Da unser AIS wieder funktioniert, konnten wir uns gut auf die Begegnungen einstellen. Nur einmal ging das nicht. Ich schaute aus dem Küchenfenster und sah ein graues Schiff auf dem grauen Meer (es war ein bedeckter Tag), das Schiff hatte kein AIS Signal und war sonst auch nicht beleuchtet. Das kann doch nur ein Kriegsschiff sein. Und ja, kurz darauf wurden wir von einem Hubschrauber umkreist. Offenbar hielten sie uns für harmlos, denn der Hubschrauber verschwand und das graue Schiff fuhr in ein Regengebiet und war mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen.
Buchstäblich mit den letzten Tropfen Diesel fuhren wir unser Ankermanöver im Hafen von Portimão. Wir hatten zwar noch 100l in Kanistern an Bord, hatten aber noch nicht umgefüllt. Die Tagestankpumpe fiel aus, es konnte also nichts mehr nachgepumpt werden. da wir morgens gegen 3 Uhr in den Hafen eingelaufen waren, schauten wir erst ein paar Tage später in den Tank. An nebenstehendem Foto kann man sehen, dass der prima aussieht, keine Biodieselschlacke am Boden. Aber das Problem mit der Luft in den Leitungen muss nun behoben werden. Man hat ja sonst nichts zu tun auf so einem Boot…..
Weitere Arbeiten auf der SAN:
Potentialausgleichsschiene in Mastfußnähe, Teil des Blitzschutzprojekts, to be continued….
Erste Gedanken hier: Blitzschutz SAN
Das Ankerfeld im Hafen von Portimão
Nun sind wir also am europäischen Festland angekommen. Den Winter werden wir wohl hier in der Gegend verbringen, es haben ja schon ein paar schwere Herbststürme im Atlantik getobt. Die haben wir hier im Hafen kaum bemerkt. Doch man muss genau schauen, wann und ob man den Hafen verlassen kann. Draußen gibt es manchmal sehr hohen Wellengang (8m hohe Wellen). Das Ankerfeld hier ist groß und bei auflaufendem Wasser können wir unseren Wassermacher laufen lassen. Den Ort haben wir noch nicht weiter erkundet, aber auf der östlichen Flussseite gibt es einen Werftanleger, von dem man Marinezubehörläden erreichen kann und von dort ist ein Lidl nicht weit weg. Der ist gut sortiert, zur Zeit gibt es auch gerade Lebkuchen und Stollen. Die schmecken schon, denn das Klima ist kühler hier. Morgens sind es oft nur noch 18 Grad und bei bedecktem Himmel muss man schon mal die Glastür zumachen. Manchmal sind nur 15 Grad, wenn man in einer windigen Nacht vergisst, die Klappe über dem Kochfeld zu schließen. 🙂
Das war in dem Päckchen, das Anja uns aus Hamburg mitgegeben hatte. Ein gelungener Geburtstagsgruß. ❤️
Dieser Beitrag hat 8 Kommentare
Herzlich willkommen zurück in good old Europe…..
Danke! Aber Azoren waren auch schon Europa, oder? 😉
LG, Mathias
Wieviel wiegt so eine Achse etwa?
Gute Frage! Da habe ich kaum eine Vorstellung, aber die Ankerwinde hat ziemlich gejault, als es die mit hochziehen musste. Mit zwei dicken Reifen auch noch dran, denke ich deutlich über 100 Kg. (Kp 😉 )
Vielen dank für die tollen Bilder und die spannenden Berichte.
Sabine
Überwintert Ihr gut im sonnigen Süden?
Eigentlich ja… aber Sonne heisst klarer Himmel, heisst es kühlt nachts aus… also morgens nur so 11 Grad im Schiff, manchmal… Dann machen wir die Heizung an.
Also braucht man auch im Paradies Heizung.