Von Paros aus wollten wir nicht in den Süden segeln, zumindest nicht zu weit. die Meltemi Winde machen das Segeln in der Ägäis im Sommer zu einem Glücksspiel. Große touristische Ziele schreckten uns auch eher ab. Paros hatte für unseren Geschmack schon genügend Leute und Fährverkehr. Inseln wie Santorini und Mykonos ächzen unter dem Touristenansturm. Nach ein paar trockenen Jahren ist es dieses Jahr so schlimm, dass an einigen Orten den Einheimischen das Wasser abgestellt wird, um noch genügend für den Tourismus zu haben. Entsprechend kahl sehen die Inseln aus, der Klimawandel lässt grüßen.
Weil es uns die wirklich schönen Küchengerätschaften aus Olivenholz angetan hatten, die man hier kaufen kann, richteten wir unsere Ziele an solchen Läden aus. Dadurch verschlug es uns nach Lesbos. Dort gibt es einen kleinen solchen Laden mit angeschlossener Werkstatt im Keller, zu erreichen über eine kleine Bucht, in der man gut ankern kann. Dieser Plan erwies sich als Glückstreffer. Die Insel ist noch grün und der Ort selbst sehr klein und überhaupt nicht überlaufen. In der lokalen Gaststätte konnten wir abends für 17€ zu zweit schmackhaft und in ausreichender Menge etwas essen und trinken, nur mussten wir bar bezahlen, was uns beinahe in Schwierigkeiten brachte.
Der Holzladen “Olive Tree House” hat eine große Auswahl und die Eigentümerin ist super freundlich. Sie bot uns Getränke und selbstgemachte Kekse an. Da wir einen etwas größeren Einkauf machten, mussten wir auch noch eine Tüte voll Kekse stopfen für den nächsten Tag. An dem Tag konnten wir die Werkstatt nicht besichtigen, weil wir erst gegen Abend dort waren. Unsere Holzsachen hatten wir mit Bargeld bezahlt und das führte dazu, dass es abends fast nicht mehr für das Essen gereicht hätte. Wir kramten das letzte Münzgeld zusammen und entdeckten beide noch je 5€ Reserve- bzw. Busgeld in unseren Portemonnaies. Puh, das reichte gerade.
Am nächsten Tag schwang sich Mathias aufs Rad und fuhr zum Lidl (auch von der Bucht aus erreichbar). Ich ging nochmal beim Laden vorbei und fragte, ob ich die Werkstatt sehen dürfte. Daraufhin bekam ich eine interessante Führung. Die Trocknungsprozesse für das Holz sind sehr lang: zwei Jahre im Schuppen, bei Schüsseln zusätzlich nochmal je 6 Monate zwischen den einzelnen Verarbeitungsschritten. Überall in der Werkstatt gab es Sägespäne, die auch wieder zum langsamen Trocknen des neuen Holzes eingesetzt wurden. Verarbeitet werden nur Äste, die krank waren, oder wo der Baum beschnitten werden musste. Der Olivenbaum wird nie ganz gefällt.
Weil gerade Schulferien in Griechenland waren, hatten alle Mitarbeiter mit Kindern Urlaub und es arbeitete nur ein älterer Mann in der Werkstatt. Für mich wurde eine kleine Vase extra als Geschenk auf der Drechselbank angefertigt. Nach der Besichtigung kamen wir noch weiter ins Gespräch und die Dame zeigte mir noch ihren Garten und schenkte uns ein paar Früchte. Ich kam gar nicht wieder weg und war noch da, als Mathias vom Einkaufen wieder vorbeiradelte.
An diesem Tag ankerten wir in der Bucht einmal um. Wir wollten am nächsten Tag vor der Abfahrt noch erneut zu Fuß zum Lidl. Dort sind viele Dinge doch deutlich preiswerter zu bekommen, auch wenn es in Griechenland keinen Quark bei Lidl gibt. Tags darauf pilgerten wir also mit unseren Mini-Sackkarren zu Lidl und stockten Getränke und andere Vorräte auf. Der Weg zum Supermarkt führte an einem Flüchtlingslager vorbei.
Mathias wollte unbedingt auch noch einmal in den Holzladen. Er schwang sich also wieder auf das Fahrrad und fuhr los, während ich an Bord alles verstaute. Auch er musste nun die Werkstatt besichtigen und bekam einen gedrechselten Becher.
Es dauerte länger als geplant, bis wir Anker lichteten und uns nun sozusagen auf die Rückreise begaben, denn nun geht es nach Westen und dann auch bald nach Nordwesten. In dem östlichen Inselgebiet gibt es kaum terrestrische AIS-Punkte, so dass wir in den Suchprogrammen auf dem Internet (z.B. marine traffic oder vesselfinder) nicht sichtbar waren, oder noch als ankernd in Paros gezeigt wurden. Unser Satellitentracker zeigte natürlich unsere Positionen weiterhin an.
Station machten wir bei Oinousses, einer kleinen bergigen Ortschaft, die auf einer kleinen Insel liegt und zu den reicheren Gegenden Griechenlands gehören soll. Davon merkte man nicht viel, denn ca. jedes fünfte Haus war eine Ruine. Wir ankerten dort erst nachts mitten im Hafenbecken und fuhren am nächsten Tag in die Nachbarbucht, aus der man über eine Untiefe mit dem Dinghy gut in den Hafen zurückkommen konnte zu einem ausgedehnten Spaziergang durch den Ort.
Von Oinousses ging es in Tages- und gelegentlichen Nachttripps bis zu den Fingern des Peleponnes. Einmal hielten wir vor dem Hafen von Chios an. Ich stieg ins Dinghy und fuhr in den Hafen, um neues Bargeld zu besorgen.
Dann machten wir bei Tinos Halt, weil ich dort ein Health-Care-Center gegooglet hatte und ich so komische Halsschmerzen hatte. Dort wurde man kostenlos behandelt. Die Ärzte sind nicht sehr einfühlsam, aber ich kam gleich dran. Es ließ sich nichts Gravierendes feststellen, also zurück zur Selbstheilung.
Bei Tinos war das Ankern nicht so einfach. Wir brauchten 3 Anläufe, bis wir mit der Haltewirkung zufrieden waren. Im Laufe des Tages kam kräftiger Wind auf und ein Boot, das zwischen uns und einem weiteren Boot geankert hatte (warum ankern die Leute zwischen den vorhandenen Booten, statt Abstand zu halten?), driftete lustig Richtung offene See. Die Leute an Bord schien das nicht weiter zu stören. Sie wurden erst aktiv, als sie im tiefen Wasser angekommen waren. Dann machten sie einen neuen Versuch zu ankern. Wieder zwischen den beiden Booten und diesmal noch mehr vor uns. Wir gingen an Deck und gestikulierten, dass das keine so gute Idee sei. Als sie es einsahen, fuhren sie zur anderen Seite der sehr breiten Bucht neben ein dort ankerndes Boot, obwohl für die anstehende Windrichtung die gesamte Bucht Schutz bot. Auf der anderen Seite scheiterten ihre Ankerversuche erneut und sie fuhren Richtung Marina ab.
An der Insel Kea geankert. Säulen:
Windparkinsel Agios Georgios:
Den nächsten Holzladen liefen wir in Tolo an. Wieder ein kleiner Laden mit einer guten Auswahl, auch von einer Familie betrieben.
Koilada: Mathias nur kurz an Land abgesetzt, damit er mit dem Rad zum Lidl fahren konnte. Danach segelten wir weiter, um den nächsten Gewittern zu entkommen.
Beim nächsten Blogbeitrag sind wir schon im Ionischen Meer. Von Gewittern gibt es noch mehr zu erzählen……
Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
Da bin ich doch gespannt auf den Blog. Vor Gewitter hab ich großen Respekt. Besonders in den Bergen.
Sehr schönes Griechenland, armes Griechenland!
Lieben Gruß aus dem herbstlichen Norden!!
Micheline
Liebe Birte,
vielen Dank für die vielen tollen Bilder und Videos und Deine Beschreibungen.
Liebe Grüße
Sabine