Auf dem Weg gen Norden sind wir in der Banderas Bay ein Stückchen weit hängengeblieben. Nach den Verzögerungen durch Zahnproblem waren wir schon einen Ort weiter gekommen und lagen vor La Cruz de Huanacaxtle vor Anker, als ein befreundeter Katamaran nun auch vor Vallarta ankam und dort vor Anker ging. Um die Kommunikation zu vereinfachen und auch mal wieder einen gegenseitigen Besuch zu ermöglichen, segelten wir gemütlich das Stückchen zurück und gingen ebenfalls wieder vor Vallarta vor Anker.
Es ist schon interessant, wie einem doch die sozialen Kontakte in der Pandemiezeit fehlen. Jetzt saßen wir auch mal wieder zur Kaffezeit zusammen und man klönte. Wir hatten nichts dagegen, die nächsten Strecken im lockeren Verband zu planen, allerdings ergab sich dabei eine kleine Verzögerung von 6 Wochen. Solange wollte Doro vom Katamaran auf Deutschlandurlaub gehen, während ihr Mann die Stellung halten sollte. Ich erwähnte, dass wir auch schon länger über einen Deutschlandaufenthalt nachdachten, aber noch nicht die richtige Strategie gefunden hatten. Recht spontan meinte Doro, wir könnten doch einfach zusammen fliegen, das wäre für uns netter und die beiden Männer könnten sich auch gegenseitig unterstützen beim Boote bewachen. Schon am nächsten Tag kam das Gespräch auf Planungen und wir präsentierten diese Idee. Mathias meinte: ”Warum nicht, mach das doch.” Und ehe ich noch weiter ins Grübeln über Vor-, Nachteile und Gefahren kommen konnte, begannen wir, den Flug zu buchen. Das ist natürlich nicht mal eben mit ein paar Klicks erledigt. Doro hatte schon Einiges an Recherche nach günstigen Flügen geleistet. Direkt von Vallarta gingen die Flüge alle über die USA, was wir nicht wollten, weil das Umsteigen dort oft kompliziert wird und die Rückeinreise evtl. gar nicht möglich. Also musste der Abflug von Mexiko City gehen. Hier fanden wir einen Flug mit Iberia über Madrid nach Berlin, von dort aus würden wir dann beide jeweils mit der Bahn weiterreisen. Bei preiswerten Flugtickets muss man ja stets aufpassen, was alles hinzugebucht werden muss. In unserem Fall waren das 2 große Koffer pro Person für die Rückreise. Denn in Deutschland warteten schon Kisten mit Ersatzteilen darauf, vom nächsten Besuch mitgebracht zu werden. Die beiden Männer dachten, nach den 2 Stunden für das Buchen des Transatlantischen Fluges wären wir fertig. Ha, weit gefehlt, es fehlte noch der Anschlussflug, der uns von Vallarta nach Mexiko City bringen sollte. Vorsichtig, wie wir beide veranlagt sind, wollten wir Sonntag abends fliegen, um sicher zu gehen, dass wir unseren Abflug um 12 Uhr am Montag nicht verpassen konnten. Auch bei diesem Flug musste man Gepäck dazu buchen. Online ging das nur für beide Richtungen und es war auch nicht klar, wieviel die einzelnen Gepäckstücke nun wiegen durften. Zum Glück konnten wir zu Fuß zum Flughafen in Vallarta laufen (nach einer längeren Dinghyfahrt natürlich). Es gelang uns, das Gepäckdurcheinander am Flughafen an der Vertretung der Fluglinie zu klären. Auf dem Flughafengelände gibt es auch ein Covid-Testzelt. Das ist 24/7 geöffnet und wir mussten “nur” noch überlegen, wann wir den PCR-Test machen mussten, um die diversen Fristen einzuhalten. Es kann bis zu 48 h dauern, bis man das Ergebnis hat. Danach hat man dann 24 h Zeit zum Reisen. Ich hatte schon Panik, dass es knapp werden könnte mit dem Zeitpunkt der Einreise nach Deutschland, bis ich feststellte, dass ich nicht an die Zeitverschiebung gedacht hatte. Es reichte, Sonnabend morgens hinzugehen. Dann noch daran denken, dass wir mobiles Internet haben, damit die Mail mit dem Ergebnis auch auf dem Handy ankommt. Weiter gingen die Vorbereitungen. Für jedes Land, in das man einreist, muss eine Einreiseerklärung ausgefüllt werden. Dort muss der Sitzplatz im Flugzeug und die Flugnummer eingetragen werden. Also verbrachten wir kurz vor dem Abflug noch einmal 2 Stunden am Rechner: Einchecken, Benutzerkonten für spanische und deutsche Formulare anlegen, Formulare ausfüllen. Weil nachmittags stets Regen und Gewitter angesagt waren, machten wir uns schon früh auf den Weg zum Flughafen. Wir wollten nicht, dass wir und unser Gepäck komplett durchnässt von der Dinghyfahrt das Land erreichte. Wir saßen also relativ entspannt im Flughafen, als mir junge Leute auffielen, die vor großen QR-Code-Schildern standen und fleißig auf ihren Handys tippten. Hm. Lieber auch mal den Code scannen, Flughafen WLan funktionierte ja. Siehe da, wir hatten den mexikanischen Gesundheitsbogen ganz vergessen, den man auch für innermexikanische Flüge ausfüllen muss. Wieder Account erstellen und ausfüllen. Das war übrigens der einzige Fragebogen, den wir dann tatsächlich vorzeigen mussten. Der Abflug aus Vallarta verzögerte sich ein wenig, das fanden wir nicht schlimm. Zum einen hatten wir ja jede Menge Zeit und zum anderen gewitterte es gerade zur geplanten Abflugszeit, da war uns eh nicht nach Abheben zu Mute. Die Reise verlief danach sehr reibungslos. Flüge landeten vor der Zeit und das Ein- und Aussteigen verlief mit wenig Gedrängel, da nach Sitzreihen aufgerufen wurde und auch beim Aussteigen nicht alle auf einmal aufstehen durften.
Im ersten Flug nach Mexiko City checkte der nette junge Mann am Schalter uns sogar in die erste Reihe des Fliegers ein. Wir erwarteten schon Luxus und Sekt auf dem Flug, es handelte sich aber nur um Sitze mit etwas mehr Fußraum und Getränke wurden auf dem Flug gar nicht gereicht. Dafür war das Ein- und Aussteigen für uns super einfach. Wahrscheinlich hatte der Mitarbeiter uns einen Seniorenbonus gegeben 😉 , oder alle anderen hatten die Zusatzgebühr für das online Einchecken bezahlt.
Erst in Deutschland beim Umstieg auf die Bahn stockte es. Wir hatten Glück, dass der Bahnstreik erst einen Tag später beginnen sollte. Ich hätte einen Zug 2 Stunden vor dem geplanten nehmen können, aber just für diese Verbindung hatte die Zubringerbahn vom Flughafen zum Hauptbahnhof 15 Minuten Verspätung, bei 18 Minuten Umsteigezeit.
Beim Umsteigen in Berlin und in Hamburg fielen mir die vielen Leute auf. Diese Menschenansammlungen bin ich nicht mehr gewohnt. Endlich in Hamburg angekommen, mussten ich zunächst 5 Tage Quarantäne einhalten, denn Mexiko war kurz vor Abflug zum Hochrisikogebiet erklärt worden, dann konnte ich mich frei testen lassen. Das Ergebnis muss man in das Einreiseformular hochladen, kontrolliert worden bin ich nicht.
Im Laufe der Fahrt zog ich immer mehr Zeug an, eine lange Hose, eine Jacke sogar eine Vliesweste habe ich mit. Utensilien, die ich lange nicht mehr gebraucht hatte. Noch stört mich das kältere Klima nicht, der Hamburger Schmuddelregen hat auch ein paar Tage auf sich warten lassen, erst war noch schöne Sonne, zwar mindestens 10 Grad kälter als in Mexiko, aber dort ist es ja auch zu heiß 🙂
Nach Ablauf der Quarantänefrist konnte ich raus in die Welt und (zum Teil nach erneuten Tests) Freunde besuchen und zur Impfung gehen. Und natürlich, Fischbrötchen essen 🙂
Mathias hält derweil die Stellung und putzt weiter die Rümpfe, bastelt an seiner App und beschäftigt sich mit Reparaturen. Hier eine Sammlung:
Auch der zweite Toilettensitz ist am Scharnier abgebrochen. Nun wissen wir, weshalb Neel uns gleich zwei neue gesendet hatte, Nach reiflicher Überlegung erinnerten wir uns, wo wir den alten verstaut hatten. Allerdings war dieser an derselben Seite gebrochen, so dass es nicht ging, das noch heile Scharnier zu nutzen. Wir mussten den zweiten Ersatzsitz anbauen.
Der Verschluss der Kühlschrankschublade war ausgeleiert (eine Feder gebrochen), deshalb ging in der Welle die Schublade auf. Ich hatte schon mehrere Fahrten damit verbracht, neben der schweren Schublade zu sitzen, um sie immer wieder zu zu schieben, dann hatten wir eine Latte quer durch die Pantry geklemmt, um die Schublade zu halten. Auch keine Dauerlösung. Mathias brachte nun kleine Drehverschlüsse seitlich an. Eine längere Aktion, Edelstahl lässt sich nicht mal eben schnell anbohren.
Der Sessel am Navigationstisch bekam einen Knacks. Mathias saß darin und drehte sich nach hinten über die Lehne um, um mir etwas abzunehmen, dabei machte es Knacks. Es stellte sich heraus, dass die Lehne nur aus Styropor war und sehr leicht abbrechen konnte. Jetzt haben wir nur noch einen Hocker dort am Navtisch. Dafür kommt man besser vorbei und man kann sich auch besser hinsetzen. Wir werden wohl bei der Hockervariante bleiben, nur durch einen etwas bequemeren ersetzen. Die alte Stuhllehne wanderte auf den Müll.
Von den Schaltern für die Winschen am Steuerstand hatte sich der Silikonüberzug aufgelöst. Ein Problem, das mit dem Klima hier zusammenhängt. Ersatzteilbeschaffung war schwierig und teuer, aber mittlerweile hat Mathias auch diese Reparatur erledigt.
Unsere gute und richtig helle Taschenlampe gab spontan ihren Geist auf, keine Ursache feststellbar. Wir werden sie zum Hersteller einschicken.
Dann gab es noch ein Problem mit dem Außenborder vom Dinghy. Er lief nur noch auf Standgas. Eine erste Reparatur und Säuberung von Filtern u.ä. ergab noch keinen großen Erfolg. Ein Filter war falsch herum eingebaut, der wurde korrigiert. Das Problem schien zu sein, dass nicht mehr genügend Benzin zum Motor angesaugt werden konnte. Der richtig rum gedrehte Filter sorgte nun dafür, dass wieder Dreck in die falsche Richtung gesogen wurde. Ein zweiter Reinigungsdurchgang brachte Erfolg. Für diese Operationen nähten wir einen Hebegurt für den Motor, damit wir ihn einfach mit dem Lift vom Dinghy an- und abbauen konnten.
Solarzellen machen Probleme. Die Schutzschicht löst sich bei 3-4 Panels ab. Sollte auch ein Garantiefall sein.
Während ich in Deutschland das schön kühle und mittlerweile fast schon herbstliche Wetter genieße, harrt Mathias weiter in der Hitze Mexikos aus.
Weil bei Vallarta soviel im Wasser herumschwimmt und es täglich schlammig wird, fuhren die SAN und die Fradolin 2 nach La Cruz de Huanacaxtle und ankerten dort. Von dort kann man mit dem Bus zum Einkaufen nach Vallarta fahren.
Auch zum Zahnarzt musste Mathias von dort aus fahren, denn auch ihn hatte es erwischt. Er verlor eine Füllung und bekam eine Wurzelbehandlung und eine neue Krone. Als wäre das nicht genug zu leiden, kämpft er auch noch mit einer Mückenplage. Er stellte selbstgebaute Mückenfallen auf, um die Viecher von sich abzulenken.
Aber nicht nur das, auch die vorbeiziehenden Hurrikans müssen beobachtet werden. Einer, mit Namen “Nora” kam immer näher und zog dann gen Land. Es wurden 70 Knoten Wind erwartet und damit auch hohe Wellen. Die lokalen Fischer verließen alle ihre Ankerplätze und zogen sich in die Marina zurück. Ein Zeichen, das man nicht übersehen sollte! Deshalb machte sich auch Mathias auf den Weg und fuhr in die Marina ein, als es noch nicht windig war. Er war froh, sicher hinter der Mole zu sitzen und nur die Wellen zu beobachten. Für die SAN ging alles gut aus. An Land entstanden viele Schäden durch den Regen. In Puerto Vallarta brach am Ende eines Flusses eine Brücke ein. Über die waren wir schon mehrmals spazieren gegangen.
In der Marina Barra de Navidad, in der unser Schwesterschiff, die Carry On, geblieben war, gab es einige Probleme während des Hurrikans, mehrere Klampen rissen vom Steg ab und ein Steg wurde stark zerstört. Alle im Hafen hatten gut zu tun, den Hafenmeister beim Katastrophenschutz zu unterstützen.
Es ist schon verständlich, dass gerade Nebensaison in Mexiko ist.
Dieser Beitrag hat 4 Kommentare
Liebe Birte,
vielen Dank für deinen interessanten und spannenden Bericht!
Und ich ärgere mich schon, wenn bei uns mal was kaputt geht….
Liebe Grüße
Sabine
Na ja, wir sammeln halt und berichten von allem auf einmal 🙂
Vielleicht sollte ich auch mal eine Liste von den Dingen machen, die gut funktionieren. Z.B. schwimmt das Boot nach wie vor gut.
LG Birte
Hallo Frau Wagner,
ich freue mich immer wieder auf Ihre anschaulichen Reiseerlebnisse
und möchte mich sehr herzlich dafür bedanken,
warte schon mit Spannung auf den nächsten Bericht.
Freundliche Grüße aus der Charlotte,
Sonja Stelzner
Hallo Frau Stelzner,
2 Wochen lang kann ich ja noch direkt berichten, danach dann wieder aus Mexiko.
Viele Grüße
Birte Wagner