Die Panacea will ebenfalls Richtung Messina und Sardinien fahren, ihr werden wir vielleicht nochmal begegnen. Sie fuhren vor uns von Kefalonia ab. Wir mussten ja zunächst noch zur Nachbarinsel Zakynthos, bei der wir Lukas vom Flieger abholen wollten. Das passte zeitlich gut, da er erst abends landete. In unserem Revierführer stand, man dürfe dort im Hafen vorübergehend ankern. Aber als wir ankamen, wurden wir zum Ankern vor die Hafenanlagen geschickt. Zum Glück war kaum Wind und Welle. Mathias holte Lukas mit dem Dinghy im Hafen ab und wir blieben über Nacht am Anker.
Eigentlich wollten wir noch den Windsensor oben am Mast tauschen, Lukas hatte einen neuen mitgebracht. Der alte war erneut ausgefallen und als Mathias die Verbindung unten am Mast prüfte mit einem alten Sensor, den wir noch an Bord hatten, fing das Teil an zu kokeln. Das wäre beinahe ein Kabelbrand geworden. Im Technikraum hatte sich schon beißender Rauch ausgebreitet. Zum Glück hatte Mathias das Teil auf eine nicht brennbare Unterlage gelegt, aber wir waren “not amused”.
Weil wir nicht im Hafen von Zakynthos liegen konnten, probierten wir eine andere Bucht aus, um in den Mast hochsteigen zu können. In der Bucht war es recht geschützt, aber es gab zahlreiche Ausflugsboote und deren Wellen machten das Erklimmen des Mastes schwierig. Vom Windmesser brach eine der drei kleinen Mess-Halbkugelschalen ab, deshalb gab Mathias die Idee wieder auf und kam runter.
Ohne Windangaben machten wir uns nun auf den ersten Teil der Reise. Das Wetter spielte nur halbwegs mit. Es gab nicht zuviel Wind, aber um vernünftig voranzukommen und auch nicht von dem nächsten schlechtem Wetter eingeholt zu werden, entschlossen wir uns zu Motorsegeln. Trotzdem mussten wir erst noch südlich fahren, um ein Gewittergebiet zu umfahren. Zu dritt kann man sich die Nachtwachen besser einteilen und bekommt mehr Schlaf. Ich übernahm erst gegen 2 Uhr morgens, da war ich quasi ausgeschlafen. In der zweiten Nacht war das anders. Wir hatten bis zu 2 m Welle und fuhren hoch am Wind, da ist ruhiges Schlafen kaum möglich.
Die Straße von Messina passierten wir diesmal tagsüber mit wenig Wind. Man konnte die Fahrt über auf dem Sonnendeck sitzen und sich die Landschaft anschauen.
Hinter der Straße von Messina ankerten wir bei Scilla. (Die Panacea war gerade wieder abgefahren.) Der Ort liegt an einer Steilküste und es gibt Treppen und Rampen ohne Ende. Lukas und Mathias fuhren mittags an Land und Lukas und ich noch einmal abends, weil mittags die Supermärkte geschlossen waren und wir doch aber neue Früchte haben wollten.
Nach der zweiten Nacht vor Anker ging es gemütlich als Genuasegler die sizilianische Küste entlang. An der Genua löste sich auf einer größeren Länge der UV-Schutz. (Ist das die Stelle, die ich nicht nachgenäht hatte???). Das bedeutete, dass wir die Genua nochmal runterholen mussen. Man hat den Eindruck, das Boot ahnt, dass es gen Winterlager geht, und schleudert uns nochmal kräftig Aufgaben entgegen. 😉
Die Genua erforderte also Aufmerksamkeit. Also nutzten wir eine windstille Phase. Geankert wurde bei Milazzo, Sizilien, Abends kam die Genua runter und wurde nach hinten gebracht. Am nächsten Tag machten sich meine Nähmaschine und ich an die Arbeit. Lukas half dabei mit, denn es war nicht einfach, das große und schwere Segel durch die Maschine zu fädeln. Wir nähten das lange Achterliek buchstäblich hoch und runter. Mit jeweils drei Unterfadenspulen, die aufgespult wurden, gab es auch kaum Verzögerungen, es dauerte aber so rund 4 Stunden. Den Riss im UV-Schutz flickten wir mit Spinnakertape, das festgenäht wurde. Das Hauptproblem sind die originalen Nähte, bei denen sich langsam der Faden löst. Deshalb nähten wir die mittlere Naht auf dem UV-Schutz ebenfalls auf der gesamten Länge des Lieks einmal nach, jetzt sind alle Nähte neu. Mittags kam ein Polizeiboot und teilte uns mit, dass wir dort nicht ankern durften. Es lagen zwar ein paar lokale Segelboote hier, aber wir ragten schon etwas weiter in die Hafeneinfahrt rein. Daraufhin ging die Nähaktion während der Fahrt weiter. Auch die fertig genähte Genua zogen wir vor dem Wind fahrend wieder hoch. Zu dritt alles etwas einfacher.
Am nächsten Ankerplatz vor Palermo bekamen wir von der Stadt nicht viel mit. Aber Lukas und ich gingen an Land, weil der Skipper einen Lidl entdeckt hatte und nun Quark haben wollte. Der Weg führte uns durch eine Art China-Town mit Lagerhaus-ähnlichen Geschäften. Die Gegend war schmutzig und es stank nach Abgasen. Beim Lidl lief ich dreimal am Kühlregal entlang und erst beim 4. Anlauf entdeckte ich die unscheinbaren Quarkbehälter. Gut bepackt ging es zurück zur SAN und es wurde auch gleich wieder der Anker gelichtet.
Der Rest des Tages war o.k., erst in der Nacht wurde es unruhig. Mathias und Lukas refften das Großsegel und zeitweise kam auch die Fock zum Einsatz. Als ich übernahm, ging es gerade zwischen Sizilien und der Insel Favignana durch. Danach musste Mathias wieder aufstehen und bald waren wir beide wach. Die Ausläufer von Gewittern machten die See unberechenbar: Genua weg, schauckelige Fahrt plus auch noch Regen. Zum Glück blieben die Blitze nur als Wetterleuchten zu sehen. Ein paar Mal hatte auch der Autopilot wieder Schluckauf und schaltete sich ab. Dann muss einer steuern und einer unten den Strom aus- und wieder anstellen. (Die Ursache für diesen Fehler hat Mathias zum Glück mittlerweile gefunden und behoben.)
Erst am folgenden Morgen beruhigte sich das Wetter oder waren wir dem Einflussgebiet der Gewitter entkommen. Jetzt mussten nur noch ein Fischerboot mit Schleppnetz des nächtens umfahren werden, dann kam schon bald Sardinien in Sicht. Einmal nahm der Wind wieder kräftig zu, da riss beim Aufrollen der Genua die äußere Ummantelung der Leine ein und staute sich vor der Klemme zu einem Hindernis auf, deshalb konnte die Leine nicht mehr durch die Klemme gezogen werden. Lukas musste die Genua per Hand einrollen. Und Mathias hatte wieder etwas zu reparieren. In Porto Corallo auf Sardinien kamen wir an und ankerten für eine Nacht.
Am Folgetag ging es gemütlich nach Arbatax. Hier verbrachten wir ein paar Tage.
Wir gingen meilenweit für eine Sim-Karte. Lukas Handy hatte seine Fotos in die Cloud gepackt und damit unsere GB aufgebraucht 🙁 Deshalb brauchten wir eine lokale Internetverbindung. Der Telefonladen war in einem Baumarkt versteckt, der sich wiederum in einem Industriegebiet versteckte.
James liegt mit seiner Apokalypse auch gerade hier und wir schafften es, uns an einem Tag zu treffen. Das war wie immer sehr schön, wir schwelgten in Geschichten aus den alten Zeiten. 😉
Als wir mit dem Dinghy zu einem Waldstückchen am Ufer fuhren, wollten wir erst in einem Zugang zu den Salzwiesen anlegen. Da wurden wir aber von einer Dame ausgeschimpft, obwohl wir keinem im Weg lagen. Sie drohte gar mit Polizei. Da fuhren wir dann lieber direkt an den Strand. Schon merkwürdig, die Leute hier sind sonst netter.
Leider konnten wir nicht länger in Arbatax bleiben, weil wir den Rückflug für Lukas von Olbia aus gebucht hatten.
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Liebe Birte,
vielen Dank für die wundervollen Fotos und ausführlichen Berichte.
Liebe Grüße
Sabine
Lukas ist ein Riese