SAN

three hulls, two people, one trip around the world…

Port Saint Louis du Rhône

Der große Tag! Ein Boot aus dem Wasser zu holen, ist immer eine aufregende Angelegenheit, außer vielleicht für die Werftarbeiter, die so etwas fast täglich machen. Aber nach dem vorsichtigen Vorgehen der Leute hier zu urteilen, werden so große Boote auch nicht so oft bewegt. Jedenfalls lautete die Antwort eines Helfers, als Mathias meinte, er hätte vor Aufregung Herzklopfen: “Mein Herz klopft auch!” Die Verständigung erfolgte mittels Gesten und gekonnt eingestreuter französischer Wortfetzen. 😉 Es war auf jeden Fall nicht das, was Mathias hören wollte.

Wir waren einen Tag vor dem Termin in den Hafen eingelaufen und am Abend vorher parkten wir das Boot auf den Platz vor der Sliprampe um. (Seemännisch sollte man wohl sagen, wir verholten das Boot.)

Dann ging es los: Im Schneckentempo und in Milimeterarbeit wurde der Wagen unter der SAN positioniert. Ein Mann prüfte vom Schlauchboot aus, dass die Stützen an den richtigen Punkten ansetzten. Seeeehr langsam setzte sich der Trecker in Bewegung und zog die SAN die Rampe hoch. Wir waren schon sehr erleichtert, als alles so gut klappte und das Boot auf seinen Stellplatz gebracht wurde.

Die Sorge des Abstellen des Bootes war nun ausgestanden. Es folgte eine sehr arbeitsreiche Zeit. Mathias spritzte und putzte von außen, wir entfernten die Reste der Seepocken und ich begann damit, unsere Sachen in Kartons zu verpacken. Die meisten Dinge sollen von einer Umzugsfirma abgeholt werden. Ob das eine gute Idee ist, fragen wir uns immer wieder. Wenn man auf einem Boot wohnt, sammelt sich eine Menge an. Erst hatten wir keine Idee, wo wir die fertig gepackten Kartons lagern sollen, dann stellten wir fest, dass man hier Lagerräume mieten kann und es war auch noch einer frei. Blieb nur noch zu klären, wie die Kartons die Leiter herunterkommen. Dafür nahmen wir eine Ikeatasche und die Tasche von unserem Klapprad. Diese wurden an eine Leine gebunden und so konnten die Kartons abgeseilt werden. 3-4 zusammen passten dann auf unsere kleine Sackkarre und der Transportweg war geklärt. Nur beanspruchten diese Arbeiten Muskeln, die wir sonst nicht so nutzten. Jeden Abend fielen wir komplett knille ins Bett.

Die Umzugsfirma hatte Probleme, uns zu finden. Sie suchten nach einem Haus ;). Mittels Videocall fanden wir doch noch zueinander.

Die ersten Tage übernachteten wir noch auf dem Boot, also Leiter runter, um zur Toilette zu gelangen. Danach bezogen wir ein kleines Apartment, das ist besser, weil es nun auch nachts schon deutlich kühler wird. Allerdings gibt es in dieser Gegend fast nur Werften. Die nächsten Apartments sind die “Lodges de Camarque”, dort bekommt man eine kleine Hütte, die mit einer Outdoorküche ausgestattet ist. Da wird man morgens beim Kaffee kochen schon richtig munter. 😉 Die Entfernung ist nicht gering, aber mit unseren Bordfahrrädern geht es schon.

Weil wir in das Apartment umgezogen waren, konnten wir die SAN nun komplett leer räumen. Na ja, fast. Es bleiben immer noch ein paar Dinge zu tun übrig. Und der Monat an Land reichte tatsächlich nur zum Packen und gründlich säubern. D.h. Mathias machte sich noch daran, zwei Regale zu basteln, die beide noch auf seiner “nice to have”-Liste standen.

Mit der Bahn ging es Ende November zurück nach Deutschland. Wir fuhren einen Tag vorher mit Bus und Bahn schon nach Marseille. Das klappte so prima mit den Anschlüssen, dass wir viel zu früh ankamen und noch Essen gehen konnten, bevor unser Hotelzimmer bezugsfertig war. Am nächsten Tag konnten wir in Ruhe frühstücken und dann die paar Schritte zum Bahnhof zurücklegen.

Der TGV fuhr pünktlich los und war super bequem.

In Deutschland ging es zunächst auch gut mit dem Zug fahren. Ab Mannheim stiegen wir in einen ICE. Verspätung lag im Minutenbereich. Aber dann kamen wir in den Norden: Strecke zwischen Hamburg und Hannover! Dort war es am Morgen zu einem Blitzeinschlag gekommen, die Züge wurden umgeleitet. So sammelten wir auf den letzten Kilometern noch ordentlich Verspätungsminuten. Dann gab es einen technischen Defekt an unserem Zug und er durfte nur noch langsam weiterfahren, da klang dann auch der bisher noch freundliche Zugführer entnervt. Am Ende kamen wir mehr als 2 Stunden verspätet an.

Unser Empfangskommitee hatte wacker durchgehalten. Sie waren bei der vorletzten Verspätungsmeldung losgefahren und haben dann doch etwas länger auf dem kalten Bahnhof aushalten müssen. Erst bei Einfahrt des Zuges wurde das veränderte Ankunftsgleis angesagt. Da hatte unser Kommitee noch Gelegenheit für einen Aufwärmsprint. 🙂

Unsere Reise mit der SAN soll ja nun hier enden. Wir hoffen, dass das Boot noch viele Seemeilen vor sich hat und wir nette Nachfolger finden werden.

Kaufinteressenten können sich gerne bei uns melden: info@trimaran-san.de

In diesem Blog werde ich noch von unseren Besuchen am Boot berichten und vielleicht auch vom Wieder-zu-Wasser-lassen.

An dieser Stelle möchten wir uns herzlich bedanken bei unseren Bloglesern und auch für die vielen Kommentare. Es war schön zu sehen, dass viele bis zu diesem Blog mit uns durchgehalten haben. Wir haben unsere Zeit auf der SAN sehr genossen trotz der alle Pläne über den Haufen werfenden Coronazeit. Aber wenn wir etwas gelernt haben in unserer Zeit auf dem Boot, dann ist es, mit veränderten Plänen gelassen umzugehen, das Wetter machte ja doch, was es wollte. Allen, die vom (zeitweisen) Aussteigen träumen, können wir nur empfehlen, es zu wagen.

Die Webpage bleibt bestehen, es sind noch Ost- und Nordsee-Abenteuer in Planung……

Noch eine Anmerkung zu unserem Leitspruch “three hulls, two people, one trip around the world”: Im Englischen hat der Ausdruck “around the world” nicht nur die Bedeutung, dass man die Welt umkreist, sondern er wird auch benutzt, wenn viele Länder der Erde besucht werden. Die klassische Weltumsegelung wird mit “Circumnavigation” beschrieben. Da wir von Anfang an nicht genau wussten, ob es eine “cicumnavigation” werden sollte, fanden wir “around the world” passender.

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Dieser Beitrag hat 10 Kommentare

  1. Reinhold

    Hallo,
    Zum Leben auf dem Land, 10 gute Gründe, von einem “Leidensgenossen”
    https://www.youtube.com/watch?v=S2C8WfZlyec&t=317s
    Ist ganz witzig, schaut es Euch an.
    De Blog wrd mir fehlen. War immer spannend und interessant, mit Euch in der Welt herumzifahren, wenn auch nur virtuell. Vielleicht kommt Ihr ja mal auf dem Landweg in F hier vorbei, dann sieht man sich endlich wieder persönlich.

  2. Erich Karner

    Ihr werdet mir fehlen….war immer sehr interessant….Gruß Erich aus Graz!

  3. Jan

    Hallo Birte und Matthias!
    Es war toll, Euch auf den Reisen begleiten zu dürfen und ich wünsche Euch eine gute Rückkehr nach Hause!
    Viele Grüße von der Mulan in Fort de France auf Martinique!
    Jan

  4. Peter

    Hallo Timaran-San’s!
    Vor Jahr und Tag lag ich neben euch bei euerm Start “around the world” im Hafen von Amsterdam. Seitdem habe ich eure Reise verfolgt. Danke für die inspirierenden Blogs.
    Alles Gute euch in der neuen alten Heimat

  5. Chrissi und Dirk

    Hallo ihr beiden,

    dann mal ein herzliches Willkommen wieder daheim zu sein. Euer Blog wird uns fehlen. Es war immer interessant zu sehen, wo ihr gerade wart und einige Eindrücke von fernen Ländern zu bekommen. Und sicherlich habt ihr eine Menge zu erzählen. Wir freuen uns schon wenn wir uns das nächste Mal treffen. Bis dahin erstmal eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch in 2025. Liebe Grüße aus Hamburg, Chrissi und Dirk

  6. Werner

    Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass Ihr die SAN verkaufen wollt? Wie geht es denn jetzt weiter in Hamburg?
    Seasons Greetings von Werner

  7. Helmut Meyer

    Hi Birte und Mathias,
    wünsche Euch weiterhin “Around the world” aktiv zu sein … auch wenn dies, wie Ihr mich aufklärten konntest, nicht “circumnavigation” bedeutet…
    Damit befindet Ihr Euch virtuell in einem vergleichbaren Zustand, wie auch ich.
    Mir fehlt definitiv die wässerige Gegend zwischen Nawiliwili auf Kauai und dem großen Barriereriff …. da hatte ich doch glatt auf Euch gesetzt ….. wobei es hätte passieren können, dass ich auf einer der südpazifischen Inseln achteraus gesegelt sein könnte. Diese Zahn ist nu8n gezogenn …. leiiiider …
    Tatsächlich bedauere ich es doch sehr, Euch als Circumnavigators mit meinem Beitrag nicht mehr dienen zu können.. Das bleibt für mich ein Traum.

    Aber vllcht werdet Ihr eines besonders schönen Tages von mir eingeladen ==>> genau dorthin – südwestlich von Nawiliwili ….
    So long @ deep
    Yours – Helmut
    P.S.: Bin manchmal in bei / in Hamburg – wie könnte ich Euch ggf. kurzfristig erreichen ==>> zwecks small talk oder auch Dinner im OCR – Old Commercial Room?

  8. Kurt

    Liebe Birte, lieber Mathias, beim Lesen eures letzten Berichts wird man fast ein wenig wehmütig, obwohl man doch selbst immer nur festen Boden unter den Füßen hatte. Aber eure Erzählungen waren immer sehr „nahbar“ und ermöglichten es so, ein wenig mit dabei zu sein, mitzufühlen, von der Bürokratie genervt und meist einfach erfreut zu sein. Viel Glück an Land!
    Kurt

  9. Micheline

    Liebe Birte und Mathias,
    Ich werde eure Reiseberichte vermissen! Kann mir kaum vorstellen, dass es möglich ist nach den aufregenden und interessanten Vagabundenjahren wieder ein normales Leben führen zu können!
    Bin gespannt!
    Herzlich willkommen in der Heimat und fröhliche Weihnachten und ein gutes neues Jahr 2025.
    Micheline

  10. Micheline

    Liebe Birte und Mathias,
    Ich werde eure Reiseberichte vermissen! Kann mir kaum vorstellen, dass es möglich ist nach den aufregenden und interessanten Vagabundenjahren wieder ein normales Leben führen zu können!
    Bin gespannt!
    Herzlich willkommen in der Heimat und fröhliche Weihnachten und ein gutes neues Jahr 2025.
    Micheline

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