Endlich wieder im Wasser !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Wieder in den Schlaf geschaukelt werden, keine nächtlichen Piepsgeräusche von rangierenden Lastwagen mehr!
Drei Wochen haben wir auf dem Trockenen verbracht. Morgens um 7 waren die Arbeiter da, daran haben wir uns angepasst. Besonders in der letzten Woche, als wir alleine alles gestrichen haben, sind wir so früh aufgestanden. Nur so kann man das Tageslicht ausnutzen, und mittags ist eine Pause wegen der Hitze schon angesagt. Zweimal arbeiteten wir auch abends noch mit Flutlicht weiter. Dementsprechend müde fielen wir fast die ganze Zeit über schon vor Sailor’s Midnight (21:00 Uhr) ins Bett. Aber der Einsatz hat sich gelohnt. Die SAN erstrahlt wieder im neuen Glanz und sieht bombastisch gut aus. 🙂 Besonders die neue Schraube blitzt und blinkt. Zumindest tat sie es, bis wir sie mit Anti-Pocken-Fett einschmierten.
Leben auf der Werft war interessant. Neben uns wurde ein altes Schiff abgewrackt. Da kamen nach den Arbeitszeiten Leute vorbei, die verwertbare Teile abholten und tagsüber wurde viel geschweißt. Einmal wurde die Wasserleitung abgerissen, als ein neues Schiff auf seinen Platz gebracht wurde. Dadurch hatten die Schweißer kein Kühlwasser mehr und es entstand schnell ein Brand. Zum Glück breitete er sich nicht aus. Die Leitung wurde auch schnell wieder repariert, sie musste nur geschweißt werden. Die Jungs hier hatten ihre Schweißgeräte stets überall zur Hand so wie die Cowboys ihre Colts. Ein anderes beliebtes Werkzeug war eine Eisenstange, die man universell einsetzten kann, u.a. auch zum Stechen von Drainagelöchern im Boden.
Es gab ein Bad, das wir benutzen konnten, recht simpel aber sauber. Allerdings konnte man besser abends direkt am Boot am Schlauch duschen. Da war das Wasser schön warm, weil die Zubringerleitung über weite Strecken in der Sonne verläuft. Toiletten konnten wir auch an Bord nutzen bis die Holding Tanks voll waren. Das schafften wir nicht, wir haben ja 3 Toiletten für 2 Leute 😉 Nur mit dem Abwaschwasser war es etwas tüddelig, da es nicht an den frisch gestrichenen Rümpfen runterlaufen durfte.
Das Werftgelände grenzt an ein Kies- und Sandlager. Dort war Tag und Nacht Betrieb. Muss eine wichtige Baustelle bedient haben, dass sie auch während der Ausgangssperrzeiten weiter arbeiten durften. Jedenfalls hörte man die gesamte Nacht über das “Biep, biep, biep”, das anzeigt, dass ein LKW oder ein Bagger rückwärts fährt. Mathias mutmaßte, dass das Sandlager nachts als Baggerfahrspielplatz genutzt wurde, denn dann schien es mehr Aktivität als tagsüber zu geben.
Auf beiden Geländen lebt ein Hunderudel. Die Hunde waren anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, besonders als ich abends mal plötzlich auf eine Ansammlung von ihnen stieß und sie mich laut anbellten, Zu dem Zeitpunkt war ich aber gerade so genervt von der generellen Situation, dass ich keine Lust hatte, auch noch von einem Rudel Hunde angegriffen zu werden. Also fuchtelte ich mit den Armen und verscheuchte sie mit lauter Stimme. Das funktionierte und seitdem kamen wir gut zurecht. Die Hunde nutzten gerne den großen Schatten der SAN, dort war es mit etwas Wind angenehm, fast schon kühl. In der zweiten Woche piepste es ganz kläglich um unser Boot herum: Ein kleiner Welpe fühlte sich alleine gelassen. Es dauerte eine Weile, bis ich die anderen Hunde und einen zweiten Welpen entdeckte und die Kleine wieder zu denen bringen konnte. Danach hatten wir die beiden Lütten oft zu Besuch. Der etwas größere war schon frecher und machte sich einen Spaß daraus, einen in den Schuh zu beißen. Da ich meine ganz alten Segelschuhe trug und sie eh am Ende der Arbeiten wegwerfen wollte, machte mir das nichts aus. Man musste nur aufpassen, dass man nicht aus Versehen mal auf einen kleinen Hund trat.
Wäre unser Boot nicht so breit, hätten wir die Arbeiten in einer poshen Marina machen lassen können. Aber ich glaube, in der Werft waren wir besser aufgehoben. Während wir dort lagen, kamen auch 3 große Motoryachten aus dem und ins Wasser. Allerdings lebten die Eigner nicht auf den Booten und arbeiteten auch nicht selber daran.
Insgesamt gesehen drei anstrengende Wochen. Aber wer will sich schon beschweren, es gab etwas zu tun, jetzt ist alles wieder schnieke. Wenn da nicht Corona wäre. Panama hatte im November einige wichtige Feiertage und am 8. Dezember wird hier groß Muttertag gefeiert. Da sind wohl alle nach Hause gefahren. Jedenfalls sind die Fallzahlen gestiegen und für Weihnachten und Neujahr sind 2 Ausganssperrzeiten verordnet worden. Vom 24. abends bis zum 28. morgens ist Quarantäne und dann wieder vom 31. abends bis zum 4.1. morgens, in der Zeit dazwischen darf man raus, aber die Geschäfte betreten dürfen die Männer und Frauen nur abwechselnd, also 21, 23. 28. und 30. dürfen nur Frauen einkaufen. Deshalb bin ich am 21. auch gleich noch zu einem Großeinkauf losgefahren. Wir waren morgens um 8 Uhr schon ins Wasser gekommen und unter Motor die 16 Seemeilen (gegen den Wind) zurück nach Panama City gefahren.
Allerdings hatte ich zur Bedingung gemacht, nicht an denselben Ankerplatz zurück zu kehren. Wir liegen nun auf der anderen Seite der Inselkette und haben einen super Blick auf die Skyline von Panamacity. Hier liegen auch die meisten anderen Yachten, die coronabedingt nicht weiter kommen.
Jetzt kommt die Zwangspause über die Feiertage, die können wir nutzen, um die SAN auch von innen wieder gut aufzuräumen und die Wäsche zu waschen. Danach wollen wir den Ankerplatz wechseln zu einer kleinen vorgelagerten Insel und dort Sylvester und die weitere Quarantäne verbringen. Das Boot muss schließlich bewegt werden, damit es nicht gleich wieder voll wächst. Überhaupt soll das Antifouling für 60 Monate gut sein. Ha, aber nicht wenn man in Panama vor Anker liegt…..
Nachruf auf die Bohrmaschine:
Mit Hilfe von Mathias Bohrmaschine hatten wir den Primer umgerührt. Bei einem intensiven Regenguss wurde sie leider so feucht, dass sie ihren Geist aufgab. Das ist hart nach 40 Jahren treuer Dienste. Und dann noch in einem Land, in dem man Werkzeuge nur für die falsche Spannung kaufen kann. 😉 Ja, während einer Weltumsegelung muss man sich von so manchen alten Dingen trennen.
Über die Weiterfahrt Richtung Norden haben wir von Carry On Sailing schlimme Geschichten gehört. Sie hatten auf der atlantischen Seite von Honduras zwei Begegnungen mit Piraten. Einmal wurde versucht, ihr Heck zu rammen und ein anderes Mal überhörten sie an Land eine Unterhaltung, in der ein Überfall auf sie geplant wurde. Dabei wussten die Piraten aber nicht, dass die Frau von der Carry On Sailing Venezuelanerin ist und deshalb alles gut verstehen konnte. Sie empfahlen, in den Gewässern nur mit Radar zu fahren. AIS und Lichter ausschalten. Von der pazifischen Seite haben wir solche Berichte zum Glück noch nicht gehört, aber die Weiterreise muss noch gut geplant werden.
Wir wünschen Euch allen Frohe Feiertage
und eine baldige Impfung!
Dieser Beitrag hat 20 Kommentare
Wir wünschen Euch Frohe Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr. Bleibt gesund. Liebe Grüße aus Hamburg!
Gruß zurück. Weihnachten wird ruhig sein, da hier wieder komplette Ausgangssperre ist. Dasgleiche an Sylvester.
Moin und frohe Feiertage von den Philippinen 😉
Auch hier das ganze Land im Coronastress. Wir (Freundin u. ich) mussten von Negros-Oriental nach Manila fliegen, weil ich zur D-Botschaft musste, wg. neuen Reisepass. Ein Höllentrip über den man ein Buch schreiben könnte. Jetzt, wieder zu Hause, müssen wir 14 Tage Homequarantäne erleiden (C-Test war negativ !).
Da könnt Ihr froh sein, dass Euer zu Hause schaukelt und schwimmt!
Alles Gute – gesund bleiben, Rolf u. Harl aus Dauin, Negros-Oriental.
Ein Trip zur Botschaft und dann 14 Tage Quarantäne, das klingt leider typisch für die verrückten Coronazeiten. Wir haben deshalb auch keinen Besuch bekommen und wollten auch selbst nicht nach Deutschland fahren. Stattdessen gab es Heiligabend eine Videokonferenz über 4 Orte.
Viele Grüße und auch: bleibt gesund!
Hallo Rolf Tolle Berichte.Bin neugierig geworden..Melde dich mal.
Sehr schön das Eure SAN wieder manövrierfähig und unter Farbe ist …
Frohe Weihnachten & liebe Grüsse aus HH.
Thomas
Moin Thomas,
wir haben die Fahrt zurück von der Werft schon sehr genossen, auch wenn sie nur unter Motor war. Es war einfach schön, mal wieder auf dem Sonnendeck im Fahrtwind zu sitzen.
Ebenfalls Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch!
Liebe Birte, lieber Matthias, ihr seid jetzt schon mit allen Wassern gewaschen! Bewundernswert, wie ihr alle Steine und Hindernisse sukzessive aus dem Weg räumt. Und wieder Wasser unter dem Kiel zu haben, ist wahrscheinlich euer schönstes Weihnachtsgeschenk. Wir wünschen euch frohe Weihnachten und wieder vollen Wind in den Segeln im neuen Jahr. Bleibt gesund und zuversichtlich. Wir folgen euch weiter und sind auf eurer Welle. Liebe Grüße
Liebe Inis, lieber Heinz,
rechtzeitig vor den Feiertagen wieder im Wasser zu sein, war tatsächlich gut für die Stimmung.
Auch an Euch die besten Wünsche für Weihnachten und das Neue Jahr, Hoffen wir auf viele positive Ereignisse.
Moin Birte und Mathias,
Frohe Weihnachten aus Lüneburg – Genießt die Zeit wieder auf dem Wasser nach erfolgter Reparatur und neuem Anstrich!
Christian
Moin Christian,
durch die erneute Ausgangssperre über Weihnachten hier haben wir eine Menge Zeit, weitere Aufräumarbeiten zu machen. Vorräte sind schon aufgestockt, es kann also danach wieder losgehen 🙂
Aber Pudding ist knapp!!!! Mathias
Witzig, der Umrührer. Not macht erfinderisch. Komische Geschichte, diese Piratensache. Wundert mich, dass die US Navy Piraterie gegen Wohlstandswestler, zu denen Ihr aber auch die Amerikaner gehören, so einfach toleriert. Vrai ou faux? Affaire à suivre…
Die Karibik ist groß – die können nicht überall gleichzeitig sein. Und meistens ist e ja “nur” Kleinkriminalität…
Hallo, das Schiff ist NEU!
Die Reparaturen sprechen nicht für die beste Verarbeitung -sorry-
Wasserpass unterschiedlich z.B. ;-((
aber, ist schon gut, wie Ihr das regelt und in Ordnung bringt – hoffentlich sind die “Kinderkrankheiten” damit beendet!
“Handbreit” für 2021 !
Rolf
Hallo Rolf, ja, zumindest zur Zeit der Auslieferung unseres Bootes funktionierte die Qualitätskontrolle bei Neel noch nicht. Das haben wir bei einer Reihe von Dingen leider erfahren müssen… Aber so langsam bügeln wir all die Kinderkrankheiten aus… VLG, Mathias
Schön zu hören, dass es bei Euch (zumindest theoretisch) weitergehen kann! Ich hoffe ihr habt die Festtage gut verlebt, auch wenn sich 37° nicht gerade weihnachtlich anhören. Gibt es denn schon einen Zeitplan und eine ungefähre Route, wie die nächsten Stationen bei Euch aussehen könnten? Eigentlich wäre ich jetzt auf dem Weg nach Fanø, aber die Grenzen sind leider immer noch geschlossen. Dafür wurde in Hamburg die Sylvester-Böllerei abgesagt – endlich auch mal ein positiver Corona-Effekt 😉 Ich drücke die Daumen, dass Eure Reise bald weitergehen kann. Kommt gut in ein hoffentlich entspannteres neues Jahr. Viele Grüße – Matthias
Hallo Matthias, ja, ganz grob gesagt wollen wir in den nächsten Wochen die Inseln vor Panama etwas erkunden und dann soll es Richtung Norden gehen. Für jedes Land müssen wir dann schauen, was die Corona Regeln sind, ob die Versicherung greift, etc. Ziel ist dann im Frühsommer in Kalifornien anzukommen und dann hoffentlich bis Kanada zu kommen. Momentan ist die Grenze USA Kanada allerdings noch dicht… VLG, Mathias
Bei 37 grad Weihnachten feiern, war schon immer mein Traum. Plastiktannenbaum und Kerzen die nicht runter brennen sondern in der Hitze schmelzen!! Doch coronabedingt ist dieses Weihnachtsfest ja auch ein total anderes und besonderes Fest gewesen.
Spannend war deine Geschichte mit dem Piratengespräch!! Also passt auf euch auf.
Super glänzende Schraube, daneben das Boot zum ausschlachten. Caos. Konntet ihr vor Ort keinen gefunden, der sich über die alten Schuhe gefreut hätte. 🤣Ja, total andere Welt.
Doch nun hoffe ich, dass ihr bald weiter kommt. Es gibt ja noch so viel zu sehen!!! Wie traurig, dass der Bus verkauft ist! Hab immer an euch gedacht, wenn er vor der Tür stand…wenn ich dann noch eure Tochter traf und mit ihr noch ein wenig geklönt habe, dachte ich wie schade, dass wir uns als Nachbarn viel zu wenig kennengelernt haben.
Freue mich auf den nächsten Bericht.
Liebe Grüße aus Alvesen.
Micheline
Ja, dies Weihnachten war schon anders. Hier werden gerade die Ausgangssperren wieder eingeführt. Das spricht dafür, dass wir uns bald in eine andere Gegend aufmachen sollten, wo man zumindest tagsüber noch an Land darf.
Meine Schuhe waren wirklich hinüber, sonst hätte ich sie noch weiter aufbewahrt.
Viele Grüße nach Alvesen,
Birte