Zwei Tage hatten wir in Amsterdam, Sightseeing kam dabei zu kurz. Es gibt immer etwas zu tüddeln am Boot und wir mussten unsere Vorräte aufstocken. Ein Plusmarkt war nur 1,3 km entfernt, eine gute Entfernung für unsere Einkaufsrolltaschen. Besser als Sightseeing war, dass wir an beiden Tagen Besuch von Mathias niederländischen Kollegen hatten. In den Niederlanden ist man von überall her schnell in Amsterdam 😉 Ganz in der Nähe der Marina ist ein Fähranleger, von dem eine Fähre bis direkt an den Hauptbahnhof fährt, unser Liegeplatz war also leicht zu erreichen. Die Fähre ist kostenlos und wird von Fußgängern und Radfahrern zahlreich benutzt. Am Anleger klappt eine breite Plattform herunter und die Radfahrer fahren einfach ohne abzusteigen direkt auf die Fähre. So etwas sollte es mal in Hamburg geben.
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Sonntags ging es nun zu zweit weiter. Gleich die erste Hürde war schwierig zu nehmen. Wir mussten durch die Hafenschleuse zurück zur Nordsee. Das Festmachen in der Schleusenkammer klappte nicht so recht. Es ist nicht leicht, die schweren Leinen mit dem Bootshaken zu balancieren. Zu allem Überfluss hatte ich den Bootshaken nicht lang genug ausgefahren und schaffte es deshalb nicht, uns an der Steuerbordseite fest zu machen. Der Wind drückte uns auf die andere Schleusenseite. Das ist an und für sich nicht schlimm, nur hatten wir dort an der hintersten Heck-Ecke des äußeren Rumpfes keinen Fender quer hängen. Der Weg einmal um das Boot herum ist lang, so kam ich mit dem Extra-Fender zu spät und wir scheuerten an der Kaimauer entlang. Da ist nun eine Reparaturstelle entstanden. Zum Glück ist Mathias bei solchen Kratzern, die relativ leicht zu beheben sind, immer sehr entspannt. Der Rest des Schleusenvorgangs verlief ohne weitere Vorkommnisse.
Weiter ging’s durch die Brandung und in eine hohe Dünung und wieder einmal gegen den Wind. Ein schaukeliger Ritt, der unter Deck alles Mögliche in Bewegung setzte, das sonst durch eine rutschfeste Unterlage oder eine kleine Kante ausreichend gesichert ist. Mit meinem Talent schaffte ich es auch, mir den Unterarm ordentlich am Türrahmen zu stoßen. Das wird mich lehren, beim nächsten Schaukelwetter meine Unterarmschoner zu tragen, die ich noch vom Karatetraining übrig habe.
Wir erreichten Den Helder gerade noch im Hellen. Dummerweise stellte sich heraus, dass vor dem Marinaeingang links und rechts Wellenschutz war und die verbliebene Öffnung sah deutlich zu klein für uns aus (später erfuhren wir, dass sie 10 m breit ist, wir sind 9 m breit, also nicht empfehlenswert) und hinter der Einfahrt waren zwei große Schiffe festgemacht, so dass dort kaum Platz zum Manövrieren war. Deshalb fuhren wir ins nächste Hafenbecken und quetschten uns zwischen zwei Pfähle. Beim erneuten Versuch mit den Leinen plus Bootshaken, brach der Bootshaken ab. Diesmal kam Hilfe von Land. Als wir es uns gerade gemütlich gemacht hatten, kam ein Hafenmeister und teilte uns mit, dass der Kai zum Militärgebiet gehört und wir umparken müssten. Inzwischen habe ich mich schon fast an das Funken gewöhnt und wir wurden vom Hafen-Traffic zum Wartebereich einer Brücke geleitet. Die Brücke würde erst wieder am nächsten Morgen öffnen, und so konnten wir dort gut geschützt die Nacht verbringen.
Mittlerweile war es Mitternacht geworden und um 6 Uhr sollten wir den Platz wieder räumen. Wir kamen also sehr früh los.
Zunächst ging es unter Motor zwischen zwei kleinen Inseln durch, dann wieder 18 kn Wind, 2-3 m Welle und Am-Wind-Kurs. Nicht mein Wetter, nicht mein Kurs, nicht meine Schräglage (auch nicht mit dem Trimaran). Habe mich schlafen gelegt.
Zum Glück ließ der Wind bald etwas nach und auch die Richtung stimmte wieder. Es kehrte Ruhe im Boot ein und die Fahrt wurde angenehmer. Eine kräftige Böe und einmal ein Frachter, der uns munter in den Weg fuhr, waren die kniffligen Momente des Tages, sonst lief es ruhig. Nur bis Wilhelmshaven war es noch weit. Wie wollten nicht mitten in der Nacht ankommen, also banden wir für die Nacht 2 Reffs ins Segel und setzten die Fock. Dann braucht man nur noch auf die anderen Schiffe und Tonnen zu achten. Kurz vor der Jade-Ausfahrts-Rinne bereiteten wir uns nachts gerade auf eine Halse vor, als wir auf dem AIS ein schnelles ausfahrendes Schiff sahen. Fast zeitgleich wurden wir vom Weser-Jade-Traffic angefunkt. Das auslaufende Schiff war ein 400 m langer Containerriese, dem möchte man nun wirklich nicht zu nahe kommen.
Anfahrt nach Wilhelmshaven im Hellen. Unser dritter Schleusenvorgang. Die Schleusenkammer ist riesig und für Sportboote gibt es Schwimmstege zum Festmachen. Diesmal klappte auch zu zweit alles gut. (Lag vielleicht auch daran, dass diesmal Mathias auf den Steg stieg und ich am Steuer seine Anweisungen befolgte.) Man merkt, Schleusen hat durchaus noch Optimierungspotential, aber wir haben es ja auch erst dreimal gemacht.
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Nach der Schleuse kamen zwei Brücken, die immer extra für uns geöffnet wurden. Bei der zweiten, kleineren wurden wir gefilmt. Sieht man hier sicher auch nicht alle Tage, so ein breiter großer Trimaran im kleinen Kanal.
Hier in Wilhelmshaven bleiben wir zunächst eine Weile für weitere Einbauten am Schiff.