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Es ist an der Zeit, den Blog mit einem Lob für unser Schiff zu beginnen. Seit dem 14. Februar nennen wir es nun 1 Jahr lang unser eigen. Die SAN hat uns bisher 9778 sm übers Wasser getragen. Die Kinderkrankheiten haben wir hoffentlich hinter uns und Mathias Bastelarbeiten gehen schon eher in die Richtung „nice to have“.
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Das Platzangebot auf dem Schiff ist nach wie vor super, für den Zweck „auf dem Schiff leben“ ist es für mich immer noch die beste Lösung, die mir bisher begegnet ist. Auch die Segeleigenschaften passen, wir werden sanft durch die Welle geschaukelt, Schräglage ist die Ausnahme.
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Die SAN ist kein kleiner roter Flitzer wie es unsere Dragonfly, die Red Pearl, war, in die man sich verlieben kann und die sportlich und flott auf die Pinnensteuerung anspricht. Nein, die SAN ist eine große Dame, die imposant aussieht und sicher segelt. Sie wird fast immer vom Autopiloten gesteuert und auch wenn sie zu schnellem Segeln in der Lage ist, so ist mit ihr doch das sichere Segeln wichtiger. Ein Kompromiss, den man für eine Welttour gerne eingeht. Wir fühlen uns wohl auf unserer Neel 51.
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Nach langer Zeit vor Anker war es gut, wieder unterwegs zu sein. In der Marigot Bay von St. Martin liegt man nicht sehr ruhig, häufig kommen größere Wellen durch die Bucht, oder ein Motorboot fährt viel zu schnell vorbei und verursacht Wellen.
Besonders Mathias, der ja in der Bucht eine Woche alleine an Bord war, war froh, als wir wieder segeln konnten.
Bild: Birte in Hamburg
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Der erste Tag und die erste Nacht war gut Wind. Wir hatten den roten Parasailor gesetzt. Das Setzen geht mittlerweile viel schneller und fast reibungslos (hatten nur vergessen, an einer Seite den Aufbewahrungshaken zu lösen, was sich aber schnell korrigieren ließ).
Am zweiten Tag ließ der Wind ab mittags nach und es wurde gemütlich, wenn auch etwas heiß. Die Nacht verbrachten wir, bewaffnet mit einer Bettdecke, auf der Couch des Sonnendecks. Dort kann man das Segel gut sehen, ab und an einen Blick auf den Plotter werfen und auch der Rundumblick ist einfach. So bleibt während der Wache viel Zeit, den Sternenhimmel zu betrachten oder kurze Schläfchen abzuhalten. Den richtigen Schlafrhythmus zu finden ist nach wie vor eine Herausforderung. Zwischen 18:00 und 19:00 zu Bett zu gehen, klappt nicht immer gut.
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Während der Fahrt gerieten wir durch einen Kommunikationsfehler, den ich in diesem Rahmen nicht weiter analysieren möchte, in ein Gebiet mit rauer See und etwas viel Wind. Ergebnis: Der rote Parasailor wird nun von uns repariert.
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Nach 6 Tagen auf See erreichten wir einen neuen Kontinent. In Süd- bzw. Mittelamerika war ich bisher noch nie. (Abgesehen von einem Halbtagsausflug von Texas über die Grenze nach Mexiko als Teenager.) Gefühlt beginnt wieder ein neues Abenteuer und bald steht tatsächlich der nächste Meilenstein unserer Reise an, der Panamakanal.
Aber zunächst erreichten wir die San Blas Inseln:
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Die San Blas Inseln sind ein Gebiet vor der panamesischen Küste, das bietet, was man sich unter Karibik vorstellt: Einsame größtenteils unbewohnte, palmenbestandene, kleine Inseln und türkisfarbenes Wasser. Das Gebiet gehört zu Panama wird aber von den Ureinwohnern eigenständig verwaltet. Hier leben die Guna. Laut (anderem) Reiseführer führen sie noch einen traditionellen Lebensstil. Aber auch der 2015 zum letzten Mal aktualisierte Reiseführer erwähnt schon die Ansiedlung bei Rio Diablo, zu der man fahren muss um einzuklarieren. Hier leben Guna, die den traditionellen Lebensstil aufgegeben haben. Ein Dieselgenerator erzeugt unter lautem Getöse Strom, viele Hütten haben Satellitenschüsseln für Fernsehempfang. Es gibt Läden und Bars, eine Schule und ein Müllproblem.
Während wir in der Inselwelt unterwegs waren, haben wir wenige traditionelle Einbaumboote unter Segel gesehen. Viele wurden mittels Außenborder angetrieben.
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Auf jeden Fall hat das Smartphone Einzug in den Alltag der Guna gefunden, selbst bei den außenliegenden Inseln hatte man noch Mobilfunkabdeckung, wenn auch nur noch genügend Bandbreite für WhatsApp Empfang war.
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Kunsthandwerk zeigt sich in der Kleidung der Guna. Es gibt Quiltarbeiten, die „Mola“, die in Rechtecken an die Touristenboote verkauft werden.
Hier ein Beispiel, das wir erstanden. Die Feinheit der Stiche und die Vielfalt der Muster sind sehr beeindruckend, aber ich kenne jemanden, deren Quiltarbeiten von der Rückseite noch ordentlicher aussehen……
Der Mola-Künstler und Verkäufer hieß Venancio. Er wurde von uns so nett empfangen, dass er mehrmals wiederholte, was für ein „nice man“ Mathias doch sei. Auf der SAN zeigte er uns eine große Auswahl seiner Arbeiten. Ich traf eine engere Wahl und er nannte uns die Preise. Venancio sprach genügend Englisch, um sich verständlich zu machen. Er hat aber wohl nicht häufig mit Deutschen zu tun. Mathias und ich beratschlagten, welche Mola wir ihm mit unserem letzten Dollar-Bargeld abkaufen konnten zu den genannten Preisen. Er aber schaute uns an, erklärte wiederholt, dass komplizierte, arbeitsintensive Mola teurer seien und dass er auch im Preis noch runtergehen könne. Er wollte also handeln. Leider sortierte er dabei ständig die Mola um, so dass am Ende niemand mehr wusste, wie viel nun welches Stück kosten sollte. Trotzdem einigten wir uns. Wir waren unsere Dollar los und hatten damit das lokale Handwerk unterstützt. Er hätte wohl gerne mehr verkauft, sah aber nicht unzufrieden aus. Der Mola-Künstler war auf unser Schiff aufmerksam geworden, weil wir noch das Banner der ARC+ an der Seite angebracht hatten. Kurz vor uns hatte er Geschäfte mit der Flotte der World ARC Schiffe gemacht.
Die World ARC Schiffe wurden auch von dem Agenten betreut, der auch unsere Panama-Kanaldurchquerung organisieren wird. Das wird unsere nächste große Aufgabe sein.
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Es ist noch heißer hier. Das Thermometer steht gerade auf 33°C !!
Dieser Beitrag hat 4 Kommentare
Wir wünschen Euch weiterhin viel Spaß sind gute Gesundheit! Da steht ja jetzt ein großes Projekt vor der Tür … ab in den Pazifik.
Bei uns hält Corona die Welt in Atem.
Liebe Grüße Kai
Corona ist auch in Panama angekommen. Neue Schiffe dürfen nicht mehr in die Marina einlaufen. Die Crew muss einen Gesundheitscheck erhalten, oder nachweisen, dass man schon länger als 2 Wochen in Panama ist.
Mathias wollte als line handler mit einem anderen Schiff schon mal durch den Kanal mitfahren, muss das aber absagen. Es ist zur Zeit nicht klar, ob er an der anderen Seite wieder an Land gelassen würde. Wir sind zwar schon etwas länger hier, aber haben erst gestern unseren Stempel in den Pass bekommen.
Wieder ein interessanter Bericht. Von Mola Künstlern und den Guna‘s hab ich bis heute noch nie gehört. Von Corona vor einigen Wochen auch noch nicht. Man lernt nie aus!
Eure Bilder sind wecken Sehnsucht nach einer anderen Welt.
Schön, dass es euch so gut geht auf eurer Neel 51.
gute Fahrt durch den Kanal.
Liebe Grüße
Micheline
Faszinierend und einfach wunderschön wie ihr uns mit euch durch die Weltmeere reisen lasst. Ich habe das Gefühl durch die schönen Berichte, als wäre ich selbst live dabei 🙂
Die Bilder aus der Luft sind vermutlich mit einer Drohne von euch selbst gemacht.
Schöne Aufnahmen! Bleibt gesund und gute Fahrt durch den Panama-Kanal – erinnert mich an Janosch!
Liebe Grüße,
Oliver