Besuch einer Kakaoplantage zusammen mit der Crew der Thula
Lange lagen wir als einziges Segelboot in der Bucht. Ein weiterer Segler und eine Superyacht kamen, blieben aber nicht länger. Eines Morgens lag in unserer Nähe ein kleiner Segler mit deutscher Flagge. Da sie in der Nacht angekommen waren, ließ ich ihnen etwas Zeit, bis ich mich auf meinen Kayacat setzte und rüber paddelte, um mal zu schauen, wen es so hierher verschlagen hatte. Es war die Thula aus Kiel. Sie kamen quasi fast direkt aus Französisch Polynesien. Das bedeutete für sie 50 Tage auf See, teils gegen den Wind und die Strömung. (Sie machen einen Videoblog, da könnt Ihr ihre Erlebnisse nachverfolgen: thulasailing.de) Ich fand die beiden auf Anhieb so sympathisch, dass ich sie zum Essen einlud. Beide Crews waren froh über die wiederbelebbaren sozialen Kontakte und wir trafen uns ein paar Mal zum Eis essen und unternahmen den Ausflug zur Kakaofarm zusammen. Die Thula-Crew hatte Sandro bei ihrer Tour in den Nationalpark kennen gelernt. Er bot Ihnen an, auch seine Farm zu besichtigen. Die Fahrt dorthin ging nicht durch den Wald, aber quer über die Halbinsel über meist Schotterstraßen, einige Fluss-Furten und wie immer steil bergauf und bergab. Diesmal saßen wir allerdings in einem moderneren Wagen und auch nicht auf der Ladefläche.
Bevor wir zur Farm kamen, zeigte uns Sandro noch den Ort. Zu einem Ort gehören hier immer ein Laden und eine Schule, oft auch ein Sportfeld. Dieser Ort hatte ein Sportfeld mit Flutlichtanlage und auch seit Neuestem eine Bibliothek, obwohl es ein kleiner Ort war. Auch Mülltrennung wurde praktiziert. Das ist sehr auffällig hier. Nicht nur im Nationalpark, auch auf dem Wanderweg haben wir keinen Müll gefunden.
Die Kakaofarm ist ein Familienbetrieb, Sandro ist das jüngste von 11 Kindern und er übernimmt nun so langsam den Betrieb. Die Gästehütten renoviert er selbst mit Holz, das sie selber anbauen. Sie arbeiten mit zwei Universitäten zusammen, die dort erforschen, wie der Aufbau der Pflanzungen sein muss für nachhaltige biologische Nutzung des Bodens. So stehen z.B. im Schatten der Kakaopflanzen Kaffeesträucher und sichern eine weitere Einnahmequelle für den Farmer.
Vanillepflanzen werden mühselig von Hand bestäubt, um eine ausreichende Ernte zu erlangen. Deshalb ist die Vanille so teuer.
Uns faszinierte besonders die Reihe der Ananaspflanzen, Stellt Euch vor, statt eines Gemüsebeetes hättet Ihr ein Ananasbeet! Mathias als unverbesserlicher Obstfan kam da schon ins Träumen. Aber es bleibt dabei: das Rentnerdasein wird an einem Ort mit kühlerem Klima verbracht werden.
Auch bei dieser Tour wurde wieder für uns gekocht. Die Feuerstelle befand sich im Freien und wurde mit Holz beheizt, Das Essen war wieder super lecker, besonders die Chips aus Platanen und Yuccawurzeln hatten es uns angetan. Auch Palmenherzen durften wir probieren, direkt von der Pflanze geschnitten.
Die Krönung war der Nachtisch. Aus einer Schale voller gerösteter Kakaobohnen stellten wir selbst einen heißen Kakaotrank her. Dafür werden die Bohnen mehrmals durch eine fleischwolfartige Mühle gepresst. Bei jedem Durchgang wurde die Masse öliger und wir hatten Spaß mit dem Kakaomatsch. Zum Schluss wird die Masse in kochendes Wasser gegeben. Der Kakao schmeckt sehr intensiv. Vermischt mit Kokosmilch soll das Ganze auch als Gesichtsmaske Wunder wirken, das wollte aber keiner von uns vor Ort ausprobieren.
So wie die Norddeutschen “moin” sagen und die Bayern “Grüß Gott” zu jeder Tageszeit benutzen, sagen die Ticos (=Einheimische von Costa Rica) “pura vida” (“Reines Leben”). Was für jeden etwas anderes bedeuten kann, also wohl am besten mit dem Spruch meines Opas übersetzt werden kann: “Jeder soll nach seiner Façon selig werden”, oder mit “leben und leben lassen”. Der Ausflug zur Kakaoplantage hat uns einen Einblick in das pura-vida dieser Familie gegeben und uns als Urlaub von der Pandemie gut getan.
Es bleibt weiter die Ungewissheit, ob und wie die Grenzen wieder geöffnet werden. Wir planen also nicht langfristig. Erstmal wollen wir Costa Rica genießen, dann weiter nach Mexiko. In den USA geht es mit Impfungen voran, man hört jetzt öfter in den WhatsApp Gruppen von Leuten, die bereits eine oder zwei Impfungen erhalten haben. Die USA lassen auch wieder private Boote über die Grenze. Fehlt uns nur noch das entsprechende Visum. Dafür brauchen wir einen Termin an einer Botschaft und die sind noch rar.
Rechenkünste – zweiter Teil
Neulich im Restaurant probierte ich es mit einem etwas älteren Angestellten. Die Rechnung war über 7640 Colones (incl. Service Charge) und ich zog einen 10.000er Schein und 40 Colones in Münzen aus meinem Portemonnaie. Nach kurzem Zögern schaffte es der Angestellte, das Wechselgeld aus der Kasse zu nehmen, ohne vorher einen Taschenrechner dafür zu befragen. Ist die Technikhörigkeit ein Problem der jüngeren Generation?
Ich kann mich noch genau erinnern, wie hibbelig es mich gemacht hat, wenn meine Kinder ihre Matheaufgaben nicht in ein ordentliches Schriftbild brachten und sich alleine dadurch schon manch ein Fehler einschlich. Auf die Aufforderung, nur jede zweite Kästchenreihe eines Mathehefts zu nutzen, oder die Zahlen etwas größer zu schreiben, entgegnete mein Sohn damals, er schriebe so klein, um Papier zu sparen. Ich selbst habe in meiner Schulzeit mit viel Freude meine Mathehefte so geführt, dass die Gleichheitszeichen einer Berechnung hübsch untereinander standen und erinnere mich noch heute daran, das auch mal an der Tafel eingehalten zu haben, wofür ich ein großes Lob unseres Mathelehrers erhielt. Ein Lehrer, der sehr ansteckend seine Freude an der inneren und äußeren Schönheit der Mathematik vermittelte. Auch im Berufsleben stellte ich meinen Berechnungen eine Systemskizze an den Anfang und unterstrich das Ergebnis (das war noch zu den Zeiten, als die meisten Statiken handschriftlich gemacht wurden). In England hat sich mal ein Architekt dafür bedankt mit dem Kommentar: “Endlich mal eine Statik aus Eurem Büro, die man auch lesen kann.” Dazu muss man sagen, dass es auch Architekten gab, die die Statik gar nicht anschauten und wo man dann später zur Baustelle gerufen wurde und Schadensbegrenzung machen sollte. Einmal habe ich da nur gesagt: “Mach es doch einfach so, wie auf Seite 10 meiner Statik vorgegeben.” Das war damals ein unbezahlter Ausflug an meinem Geburtstag, einziger Trost: Die Bauherrinnen waren zwei nette alte Damen. Sie konnten ja nichts dafür an einen Architekten geraten zu sein, der die Lasten aus dem Dachausbau auf einer nicht tragenden Wand im Obergeschoss ablegen wollte und eine Stütze mitten durch eine Türöffnung geplant hatte, gleichzeitig aber meinte, ich hätte keine Ahnung von Statik.
Die Thula tritt die Rückreise nach Deutschland an und im nächsten Beitrag erzähle ich, wie auch wir weiterziehen, bevor hier die Gewittersaison beginnt.
Dieser Beitrag hat 11 Kommentare
Ihr könnt es jetzt richtig gut haben… Hier herrscht Trübsal.
Viele liebe Grüße, Thorsten
Ja und nein… Gestern habe ich meine Drohne verloren. Ist beim Abheben einfach auf einer Seite nicht richtig hoch gekommen und gleich seitlich ins 10 Meter tiefe Wasser abgeschmiert… 🙁 VLG, Mathias
Deine Sorgen möcht ich haben
Neid, Neid. Bei uns herrscht schon lange Reisesehnsucht, aber da müssen wir wohl noch eine Weile mit leben. Eigentlich hatten wir im letzten November auch eine längere Reise nach Costa Rica geplant, aber leider nichts daraus geworden. Eure Berichte zeigen uns nun, was wir verpasst haben. Noch viel Spaß bei Euren Erkundungen.
Viele Grüße Andreas
Ja, Costa Rica ist wirklich schön. Allerdings ist diese Bucht, wo wir gerade sind, irgendwie nicht freundlich zu uns. Heute bin ich mit dem Dinghy in der Brandung umgekippt, Motor unter Wasser. Nun muss ich mal schauen, ob und wie ich den wieder zum Laufen bringe… 🙁 VLG, Mathias
Immer etwas zu tun, da wird einem nicht langweilig :-). Viele Grüße Andreas
Aussenbord Motor scheint wieder zu laufen. Alles von aussen mit viel Süßwasser gesäubert. Vergaser auseinander genommen und gereinigt. Zündkerzen gereinigt. WD40 in die Zündkerzenlöcher. Aussen überall WD40. Viele, viele Startversuche mit viel weißem Wasserdampfqualm. Morgen noch Öl, dann ist hoffentlich wieder alles gut…
Ich schließ mich dem an: Neid, Neid, Neid!!
Liebe Grüße aus dem frühlinglichem Alvesen!
Und bei Euch ist das Wetter so schön wohltemperiert!!! VLG, Mathias
Frage zur Thula: Ihr habt früher von einem Segler aus F-Pol berichtet, der 50 Tage unterwegs war. Ist das derselbe?
Ja 🙂