Weil wir wieder unterwegs sind, gibt es mehr zu berichten. Kaum ist ein Blogeintrag online, muss ich auch schon an den nächsten ran. Aber mit dem Veröffentlichen klappt es nicht immer so schnell. Oft fehlt die Zeit zum Zusammenstellen der Bilder und Texte, hochladen und übersetzen. Schlecht für die kontinuierliche Berichterstattung, schön für uns, heißt es doch, dass wir mehr Zeit mit segeln als am Anker verbringen. 🙂
In Kefalonia hatten wir ein paar Tage Erholungszeit. Den Lidl haben wir zwar nicht besucht, weil man dafür 5 km an einer 4-spurigen Straße hätte entlangradeln müssen. Das erschien uns als zu unangenehm. Ein kleiner lokaler Supermarkt musste herhalten und es gab einen sehr guten Obst- und Gemüseladen, besonders die Kirschen hatten es uns angetan. Wir besorgten noch eine griechische SIM-Karte und fragten dort nach einer guten Fleischerei. Die empfohlene hatte tatsächlich sehr gutes Fleisch. Die Kühltruhe ließ sich gut aufstocken. Auch lernten wir in Kefalonia die Crew der Panacea (Trans-Ocean Boot) kennen und verbrachten zwei nette Abende mit gegenseitigen Besuchen.
Doch es zog uns weiter. Es ging in zwei kleinen Schritten bis Katakolo. Das ist der Hafen, der zu Olympia gehört. Ein kleines Teil, in dem viel zu große Kreuzfahrtschiffe festmachen. An Land gibt es eine mit Geschäften vollgestopfte Straße, die alles Mögliche für Touristen anbietet, wahrscheinlich teurer als woanders, aber meine obligatorischen Geschirrhandtücher konnte ich dort kaufen. Am Rande des Hafens ist ein kleines Museum, das historische Technik der alten Griechen ausstellt. Das besuchten wir und es hat uns sehr gut gefallen. In der Broschüre wird sehr selbstbewusst darauf hingewiesen, dass “die Erfindungen der Griechen der Antike …… schon zur industriellen Revolution hätten führen können, sofern es die ökonomischen, sozialen und politischen Verhältnisse erlaubt hätten, mit unvorhersehbaren Folgen für die Menschheit.”
Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel in Katakolo hielten sich in Grenzen. Aber ein Minimarket auf dem Weg in den Ort bot eine kleine Auswahl und war sehr preiswert.
Einen Tag blieben wir noch vor Anker in Katakolo, dann ging es weiter mit viel (abends zu viel) Wind bis Pylos, ein etwas größerer Ort in einer geschützten Bucht. Man kann im Stadtzentrum mit dem Dinghy anlegen, allerdings ist die Kaimauer etwas hoch. Beim Aussteigen meist kein Problem, wieder einsteigen ist eher schwierig. Ich muss dann manchmal ein Stückchen springen, was eigentlich keine gute Idee ist. Auf dem Kai lag eine Glasscherbe und wir schafften es, uns beide daran zu verletzten, bevor wir sie entdeckten. (Ich beim Aussteigen und Mathias beim Einsteigen und Abstützen.) Das war überhaupt nicht unser Tag. Beim Anker lichten stolperte ich über eine Abspannleine und blieb in der Auffangbewegung mit meinem kleinen Zeh an einem Nuppel hängen, an dem der Sonnenschutz für die Fenster befestegt wird. Dieser rammte sich in das weiche Fleisch unter dem kleinen Zeh und zerfetzte dort alles. Kleine Ursache — große Wirkung. Es blutete dann doch so doll, dass ich es erstmal verarzten musste. Ich taufte die Bucht in “Blood Bay” um. 🙁
Wir waren noch an diesem Tag weitergefahren, um den guten Wind zu nutzen, bis es wieder zu viel werden würde. Der Plan ging nur bedingt auf. Bevor wir einen Ankerplatz erreichten, gab es abends doch wieder Böen bis 31,5 Knoten aus einer doofen Richtung. Bei Koroni ankerten wir.
Der nächste Tag brachte dann moderaten Wind, erst wenig, dann gut, dann wenig, aber man konnte die ganze Zeit mit vollen Segeln segeln. Wir liefen die Bucht bei Gerolimena an. Das ist eine schmale langestreckte Bucht. Der Untergrund ist etwas steinig und so mussten wir den Anker noch ein zweites Mal ansetzen, bevor er hielt. Der Ort sieht urig aus. Graue Steingebäude, teils mit Türmen versehen. Nachts sind in der westlichen Felswand Lichter zu sehen. Wir hatten wieder einen ruhigen Tag vor Anker und gingen abends an Land Essen. Das Restaurant hatte gute Bewertungen auf Google. Es war auch nett gelegen und die Bedienung freundlich, aber teuer und das Essen überzeugte nicht so wirklich. Das gegrillte Gemüse war sogar verbrannt.
Ursprünglich hatten wir vor, in der Bucht den starken Wind abzuwarten, bevor wir in das Ägäische Meer fahren. Aber da hätten wir dort eine Woche verbringen müssen. Wir hatten ein Schweizer Boot getroffen, die am nächsten Tag los wollten und dann über Nacht, wodurch man noch vor dem Wetter die Ägäischen Inseln erreichen könnte. Da der Wind an diesem Tag mitspielte, machten wir uns zunächst auf den Weg zum nächsten Zipfel des Peleponnes.
Auf dem Weg dahin holten wir die Schweizer fast wieder ein. Sie bogen später in eine ganz andere Richtung ab. Wir aber beschlossen, die Nachtfahrt zu machen und gleich in Richtung Ägäischer Inseln zu fahren. Der Wind war auch nicht schlimm, aber die Welle passte so gar nicht dazu, das bedeutete viel Motorsegeln.
2 Uhr morgens auf dem Mittelmeer. Da ist was los!
Kurz nach Sonnenaufgang am nächsten Tag kamen wir auf Milos an. Es war eine größere Bucht mit vielen Booten und Kreuzfahrtschiffen. Den Tag über ruhten wir uns aus und holten den Schlaf nach. Abends ging es an Land und diesmal in ein möglichst einfaches Restaurant: Gyros in der Papiertüte, damit kamen wir besser zurecht. Ein paar Tage blieben wir dort. Noch per Kanister Diesel getankt, die Tankstelle ist gleich beim Anleger. Mittags kam immer viel Wind auf, da war man lieber auf dem Boot und es ist eh zu heiß für Unternehmungen. Der Meltemi ist stets stärker als in der Vorhersage angekündigt. Das scheint normal zu sein bei lokalen Windphänomenen, die Papagayo-Winde in Costa Rica waren auch immer stärker als die Vorhersage.
Es folgten ein paar Tage mit Insel-Hopping, d.h. nur kurze Strecken und abends immer schön ankern: Milos—Kimolos—Sifnos. Dann gab es wieder eine Phase mit viel Wind, in der wir einfach bei Sifnos vor Anker blieben. In der Bucht war das Ankern nicht so einfach, aber unser Anker saß und wir hatten 100m Kette draußen, da konnten uns auch die Böen mit 40 Knoten und mehr nichts anhaben. Neben uns slippte einmal eine Yacht vorbei und an einem Tag gab es einen Mayday-Ruf von einer Motoryacht, die auf dem Weg in die Bucht Probleme mit ihrem Motor hatte und zwar ein Notankern gemacht hatte, aber doch auf die Felsen zu driftete. Leider konnten wir mit unserem wenig starken Motor nicht zum Helfen fahren, auch wären wir nicht genügend dicht an sie herangekommen. Es fanden sich zwei Boote, die die Motoryacht in unsere Bucht zogen.
Nun waren wir nur noch 20 Meilen von Paros entfernt, wo wir uns mit James (von der Carry On, jetzt Apocalypse) treffen wollten. Die segelten wir gemütlich an einem Nachmittag mit 3-fach gerefften Groß, da können uns die Böen nicht stören. Als wir in Paros ankamen, stellten wir fest, dass James auch schon wieder dort ist, aber am nächsten Tag nach UK fliegen wollte. Tja, als Weltenbummler ist das so eine Sache mit den Terminen, wenn der Wind nicht mitspielt.
Paros (der Ort) hat zwei Buchten, wir sind in der etwas abgelegeneren. Der Ort selbst ist recht hübsch, aber voller Touristen. Ständig kommen und gehen High-Speed-Fähren. Einmal tanzten vier gleichzeitig umeinander herum. Diese Fähren fahren nicht nur schnell, sie legen auch schnell an und ab. Es wird der Anker geworfen und dann rückwärts an den Kai gefahren, wo oft nur eine Leine befestigt wird. Einmal haben wir bei wenig Wind sogar eine Fähre gesehen, die auf den Anker verzichtete und nur die eine Leine hinten hatte. Das muss man den Griechen lassen, das Fährsystem scheint gut organisiert zu sein. Ich bin gespannt, wie es wird, wenn ich die Fähre nach Heraklion nehme. Wir haben beschlossen, nicht mehr ganz in den Süden zu segeln, denn der Meltemi soll noch bis Oktober blasen und es ist einfach nicht schön dagegen an wieder nach Norden zu segeln. Dann lieber die Fähren nutzen.
Hier am Anker zwingt einen das Klima wieder in den Modus: morgens und abends Dinge erledigen, mittags abhängen oder schlafen. 32°C im Boot sind normal, fühlen uns wie in Mexiko.
Trotzdem haben wir einige Dinge angepackt:
Die Genua wurde heruntergenommen und der UV-Schutz ausgebessert: Mathias hatte beschlossen, dass es genügend windstill am Ankerplatz war. Ich fand mich daraufhin mitten in dem 77m2 Segel zusammen mit meiner Nähmaschine wieder. Beim wieder Hochziehen des Segels gab es dann doch ein paar Böen. Davon erwischte Mathias eine, als er gerade Windfähnchen anklebte. Er ging rückwärts über Bord, blieb nur noch mit den Knien am Seezaun hängen. Dieser Knoten ließ sich nur lösen, indem er sich ins Wasser gleiten ließ und zum Heck schwamm, wo ich ihn mit der Badeleiter in Empfang nahm. Es gab einen ordentlichen blauen Fleck unter der Kniekehle, aber sonst zum Glück nichts weiter passiert.
Inzwischen bin ich schon aus Deutschland wieder zurück an Bord. High-Speed-Fähre-Fahrten fühlten sich mehr wie fliegen an als Schiff fahren. Das liegt sicher auch an den Sesseln, die den Flugzeugsitzen ähneln. Geflogen bin ich von Heraklion, wo ich auf dem Hin- und Rückweg jeweils einmal übernachtete. Das ist eine große Stadt auf Kreta, aber die Wege zwischen dem Stadtzentrum, dem Fährhafen und dem Flughafen sind sehr kurz. Die Busverbindungen sind sehr gut. Man könnte fast zu Fuß laufen, wenn die Bürgersteige nicht so kaputt oder von Autos oder Restauranttischen belegt wären. Auf dem Rückweg hatte ich ein Hotel so dicht am Hafen, dass ich morgens zu Fuß zur Fähre laufen konnte, sogar mit dem Koffer voller Ersatzteile. Während ich in Deutschland war, hat Mathias fleißig programmiert. Er arbeitet an einem Fehlererkennungsprogramm für Eingabedateien für 3-D-Drucker.
Nachdem ich zurück war, überlegten wir uns, wo es noch so hingehen soll.
Dieser Beitrag hat 4 Kommentare
Endlich wieder ein Reisebericht von euch. Sehr spannende Erlebnisse!! Allerdings die Verlegungen hätten nicht sein müssen!
Ich war auf meiner ersten und einzigen Segeltour auch schon auf Paros. Von Euböa bis Antiparos. Kann mich noch gut an die Hitze und die Winde erinnern.
Bin gespannt wo euer nächster Bericht herkommt!
Liebe Grüße aus der alten Heimat.
Micheline
Endlich wieder ein Reisebericht von euch. Sehr spannende Erlebnisse!! Allerdings die Verlegungen hätten nicht sein müssen!
Ich war auf meiner ersten und einzigen Segeltour auch schon auf Paros. Von Euböa bis Antiparos. Kann mich noch gut an die Hitze und die Winde erinnern.
Bin gespannt wo euer nächster Bericht herkommt!
Liebe Grüße aus der alten Heimat.
Micheline
Vielen Dank für die Berichte und die tollen Bilder.
Sabine
thumbs up 👍