Letzte WhatsApp Konversationen, nochmal tanken fahren und endlich mutiert unsere SAN wieder von einer schwimmenden Insel zu einem Segelboot. Das Tanken war nicht so einfach. Der Wind drückte uns gegen den Steg. Unser Bugstrahlruder war nicht einsatzbereit. Wir hatten die Batterie zu tief entladen und noch nicht wiederhergestellt und konnten noch nicht kontrollieren, ob es vielleicht auch zugewachsen ist. Da blieb nur beherztes Rückwärtsfahren (vorwärts ging es in den Kanal).
Die Fahrt verläuft gut. Segeln, wie es sein soll. Von den Passatwinden lassen wir uns in Richtung Westen blasen. Wir haben den direkten Weg zu den Bahamas eingeschlagen, segeln nördlich der Inseln entlang. Der Wind ist die meiste Zeit zwischen 15 und 20 Knoten (Windstärke 5), der Seegang lässt sich aushalten, weil die Wellen von hinten anrollen. Unseren Wachrhythmus haben wir angepasst. Ich schlafe immer noch die frühe Nachtschicht und löse Mathias um Mitternacht ab, aber danach halten wir es flexibel. Mathias wird oft irgendwann ohnehin wach und löst mich wieder ab, oder ich wecke ihn, sollte ich zu müde werden. Er schläft dann nochmal tagsüber. Für uns ist das entspannter als ein fester Rhythmus, zu dem man dann gar nicht einschlafen kann. Weite Strecken fahren wir mit 2-fach gerefftem Großsegel plus Genua und sind trotzdem schnell (7-12 Knoten).
Wenn wir an einer Insel vorbeikommen, greifen wir kurz Internet ab und schicken WhatsApp-Meldungen an die Familie.
Erster Stopp ist nach 3 1/2 Tagen bei der Insel Mayaguana. Hier soll man laut Reiseführer in die Bahamas einklarieren können. Da auch etwas stärkerer Wind angekündigt war, wollten wir an der Insel Station machen, den Wind abwarten und am Montag einklarieren. Vor dem Ort ist eine Lagune, zu der es zwei Eingänge gibt. Der eine ist recht schmal und flach und das Ankergebiet dahinter sehr flach, der andere ist etwas einfacher anzusteuern und nicht ganz so flach, dafür liegt er am anderen Ende der Lagune und man muss ca. 3 sm mit dem Dinghy fahren, um in den Ort zu kommen. Wir nahmen lieber den breiteren Zugang.
An dem Montag hatte der starke Wind noch Nachwirkungen, wir fuhren mit dem Dinghy gegen eine kippelige kurze Welle gegenan. Das kleine Boot hüpfte auf und ab. Ich hockte oder kniete vorne, um noch Ausschau nach Steinen halten zu können, mit den Armen stützte ich mich auf der äußeren Schlauchumrandung ab. Noch Tage danach hatte ich leichten Muskelkater. Das letzte Stück wurde so flach, dass wir lieber ausstiegen und das Dinghy zogen. Nun lief man Gefahr, im Schlick seine Schuhe zu verlieren….
Wir waren von einem Seglerpaar schon gewarnt worden, dass die Immigration nicht mehr am selben Ort sondern auf der anderen Seite der Insel sei. Wir wollten aber schauen. Festmachen konnte man das Dinghy zwischen Steinen an einem alten Betonanleger, zum Glück hatten der Revierführer vorgewarnt und wir hatten den Dinghyanker dabei. An Land sah alles recht ausgestorben aus. Aber es fuhr ab und an mal ein Auto durch die Gegend. Wir trafen ein paar Leute und sie sprachen uns an und waren sehr hilfsbereit. Die Immigration war tatsächlich umgezogen, aber nur so ca. 1 km weiter. Da konnte man locker zu Fuß hingehen. Die neue Behördenstätte befindet sich in der ehemaligen Schule, gibt es keine Kinder mehr auf der Insel? Gesehen haben wir keine, nur leere Spielplätze. Es sollen so 250 Leute auf Mayaguana leben. Bei den Behörden angekommen, bekommen wir die Auskunft, dass es hier zwar Beamte gibt, die sich aber in der Ausbildung befinden und keine offiziellen Dokumente ausstellen dürfen. Der Hafen als Point of Entry wurde vor ein paar Jahren geschlossen und sie haben den Status bisher noch nicht zurückbekommen. Hm, sollten wir eine Mail an den Revierführer schreiben. Wir haben uns dann nur nett unterhalten und beschlossen, als nächste Möglichkeit, Cat Island anzulaufen. Dort gibt es die Immigration noch. Man sollte auch vorab schon mal eine Anmeldung online erstellen. Von der netten Dame auf Mayaguana kauften wir noch zwei Schlüsselanhänger, um die geplanten Festivitäten für die 50-jährige Unabhängigkeitsfeier der Bahamas im Juli zu unterstützen. Die Bahamas waren vorher britische Kronkolonie.
Bis Cat Island brauchten wir etwas über 24 Stunden. Wir fuhren noch nachmittags aus der Lagune aus. Da stand die Sonne sehr ungünstig für Sichtnavigation. Aber Mathias gab sich einfach alle Mühe, auf dem Track von unserer Einfahrt zu bleiben. Innerhalb von zwei Tagen werden da schon keine Korallentürme gewachsen sein.
Da der Wind inzwischen nachgelassen hatte (nur noch bis so 9 Knoten) wurden wir zu langsam, um noch im Hellen anzukommen. Nach der Nachtfahrt setzten wir deshalb einen unserer Spinnaker. Das ging diesmal erstaunlich gut und zügig vonstatten. Ich scheine endlich gelernt zu haben, wie man das Segel und die Schoten hinlegen muss, bevor es ans Hochhüsern geht. Die Fahrt unter Spi war angenehm, wenig Gewackel, gute Geschwindigkeit.
Mit einer Punktlandung fiel der Anker bei Sonnenuntergang und die Kette lief im letzten Tageslicht aus. 🙂 Das Wasser war sehr klar, ich konnte den Anker auf den Grund fallen sehen und sehen, wie er sich eingrub. Wir waren allein auf weiter Flur, es war ruhig und schaukelte nicht. So soll Fahrtensegeln sein. Am nächsten Tag ging die gute Laune weiter. Die Immigration befand sich direkt am kleinen Hafen. Wir hatten am Vorabend noch die online Anmeldung ausgefüllt, und die Beamten waren super nett. Man bekommt ein Cruising Permit für das Boot und die Crew. Ist zwar nicht ganz billig, bei unser Bootsgröße 300$ für 3 Monate oder 600$ für ein Jahr. Dafür darf man aber auch mit dem Boot zusammen ein Jahr in den Gewässern der Bahamas bleiben. Das ist doch schonmal eine Sorge weniger. Als ich nachfragte, wie es denn sei, wenn nur einer zwischendurch das Land verlassen würde, stellten sie uns noch eine Extrakopie des Permits aus (damit ich den mitnehmen kann). Wir scherzten so viel herum, dass die Beamten beinahe vergaßen, einen Stempel in unseren Pass zu tun.
Von Cat Island mussten wir wieder auf die nördliche Außenseite der Inseln, um in tieferes Wasser zu gelangen.
Es ging um Eleuthera herum (immer Internetempfang) und danach nach Nassau. Auf der Fahrt seit St. Martin benutzten wir den Watt&Sea Hydrogenerator und er ergänzte unseren Stromhaushalt recht gut. Allerdings wurde er zeitweilig übermütig, dann hielt er sich für einen kleinen Flugzeugmotor und machte entsprechenden Lärm. Das passiert, wenn der generierte Strom nicht mehr abgenommen werden kann.
Der Hafen von Nassau liegt geschützt zwischen der Hauptinsel New Providence und einer kleinen vorgelagerten Insel mit Namen “Paradise Island”. Auf Paradise Island befinden sich sündhaft teure Hotels und Marinas. Wir ankern davor 🙂 , direkt neben der Carry On. Unsere Ankunft war wieder eine Punktlandung kurz vor Sonnenuntergang.
Die Bahamas haben eine interessante Piratenvergangenheit…..